Eine Woche lang hat Papst Franziskus Sri Lanka und die Philippinen bereist. Bei der Abschlussmesse in Manila mit sechs bis sieben Millionen Teilnehmern wurde ein neuer Weltrekord in der Geschichte der Papstreisen aufgestellt.
Ausgabe: 2015/4, Manila, Papst
20.01.2015 - Kathpress/Christoph Schmidt
Auf den Philippinen wurde der „Papst der Armen“ nach seinem zweitägigen Aufenthalt auf Sri Lanka in Manila von Millionen begeistert empfangen. Acht von zehn Bewohnern gehören im einzigen asiatischen Land mit großer katholischer Mehrheit außer Osttimor der Kirche an. Sehr viele sind fromm, das Elend ist krass. Gleich hinter den Luxushotels an der Manila Bay schlafen selbst Säuglinge auf dem Bürgersteig.
Skandalöse Ungleichheit
Für einen Staatsgast ungewöhnlich direkt sprach der Papst dann auch die menschenverachtenden Zustände an. Die skandalöse Ungleichheit führe zu einer „kranken Gesellschaft“. Gewissermaßen in der Höhle des Löwen, der Residenz von Präsident Benigno Aquino, verurteilte Franziskus vor Regierung und Parlamentariern die hemmungslose Korruption, die Ungerechtigkeit zementiert und die Armen bestohlen habe. „Nötig ist ein Wandel der Mentalität und des Herzens.“ Auch der teils sehr machthörigen Kirche des Landes schärfte Franziskus die Kernbotschaft des Evangeliums ein. Bischöfe und Priester hätten nicht dem Reiz der Annehmlichkeit, sondern Jesus zu folgen und sich ganz in den Dienst der Notleidenden zu stellen.
Symbol
Zwar besuchte Franziskus keinen Slum wie 2013 in Rio de Janeiro. Dafür machte er einen Abstecher zu den Opfern von Tacloban, wo der Wirbelsturm „Haiyan“ vor gut einem Jahr Tausende in den Tod gerissen hatte. Ein gelbes Plastikcape, das er während der Messfeier über seinen liturgischen Gewändern trug, ebenso wie die 300.000 Gottesdienstbesucher, wurde zum Symbol: Ich bin einer von euch. – Zumindest für einen Augenblick. Kurz darauf musste er wegen des Unwetters vier Stunden früher als geplant nach Manila zurückfliegen. Dort traf der Papst auch Straßenkinder, Jugendliche und Familien. Er warnte vor einer „ideologischen Kolonialisierung“ der Familie durch westlichen Einfluss. Die von ihm geforderte „Offenheit für das Leben“ ist auf den Philippinen derzeit umstritten. Eine Mehrheit sieht das immense Bevölkerungswachstum als Armutsgrund Nummer eins und fordert Verhütungsmittel.
Höchste Teilnehmerzahl
Sechs bis sieben Millionen Philippiner sollen laut Behörden zur Abschlussmesse des Papstes in Manila gekommen sein. Das wäre die höchste Teilnehmerzahl in der Geschichte der Papstreisen. „Die Philippiner sind berufen, den Glauben in Asien zu verbreiten“, rief er den Menschen im Regen zu – im gelben Cape der guten Hoffnung.
Zur Sache
Ruf nach Versöhnung und Religionsfreiheit
Jubelnd begrüßten 300.000 Menschen Papst Franziskus am Dienstag vergangener Woche auf seiner Fahrt vom Flughafen in die srilankische Hauptstadt Colombo. Einen Moment lang ließ der Jubel vergessen, dass Franziskus in ein tief gespaltenes Land kam. Fünf Jahre nach Ende des Bürgerkriegs zwischen der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und den 2009 blutig besiegten und nach wie vor diskriminierten Tamilen ist Sri Lanka weit von echter Versöhnung entfernt. Diese bezeichnete der Papst nach seiner Ankunft jedoch als einzigen Weg, damit die „Perle des Indischen Ozeans“ wieder zu alter Schönheit finde. Höhepunkt seines Sri-Lanka-Besuchs war am nächsten Tag die Heiligsprechung des „Apostels von Ceylon“, Joseph Vaz (1651–1711). Bei der Zeremonie und dem anschließenden Gottesdienst mit 200.000 Menschen rief Franziskus zu Religionsfreiheit auf. Es folgte der Besuch des Marienheiligtums Madhu im Tamilengebiet, das nicht nur wichtigster katholischer Wallfahrtsort Sri Lankas ist, sondern auch von Anhängern anderer Glaubensgemeinschaften als heilige Stätte verehrt wird. Es gelte, „die offenen Wunden zu heilen und den gebrochenen Herzen Frieden zurückzugeben“, sagte Franziskus, zu den hunderttausend Menschen, die hierhergekommen sind, um ihn zu hören. Anders als im Reiseprogramm vorgesehen, hatte der Papst danach spontan einen buddhistischen Tempel besucht – ein Zeichen der Stärkung des interreligiösen Dialogs.