Wort zum Sonntag
In der Barockzeit nimmt die Bedeutung des Fronleichnamsfestes zu und entsprechend festlich werden die Prozessionen begangen. Da liegt es auf der Hand, dass man sich dazu auch besonders prächtige Monstranzen anschafft – wie das die Benediktinermönche des Stiftes Seitenstetten für ihre Wallfahrtskirche am Sonntagberg getan haben. Sie beauftragten im Dezember 1759 den Wiener Goldschmied Josef Wilhelm Riedl und kurze Zeit später den Juwelier Franz Kick mit der Anfertigung einer Monstranz nach einem vom Stift vorgelegten Entwurf. Diesem liegt eine einzigartige theologische Idee zugrunde. Die Monstranz verbindet ihre Funktion als Schaugefäß für die Hostie mit der Darstellung der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor. Gekrönt ist sie mit einer Dreifaltigkeitsgruppe. Denn die Kirche am Sonntagberg ist der Dreifaltigkeit geweiht.
Matthäus, Markus und Lukas – bei jedem dieser drei Evangelisten findet sich die Erzählung von der Verklärung Jesu. Eine Inschrift am Fuß der Monstranz weist aber auf das Matthäusevangelium Kapitel 17 Vers 2 hin. „Und er wurde vor ihnen verwandelt“ ,heißt es dort. Das ist kein Zufall. Der Evangelist Matthäus beschreibt die Verklärung Jesu nachdrücklicher als Lukas und Markus mit dem Bild der Sonne und des hell leuchtenden Lichts. Ein Blick auf die Monstranz genügt, um zu sehen, wie treffend das in Kombination von Gold und Edelsteinen umgesetzt ist. Schaut man auf den Fuß der Monstranz, sieht man drei Figuren. Jesus hat die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes mit auf den Berg genommen hat. Den Schaft der Monstranz bilden Felsblöcke, die von Wolken umgeben sind, die zu Christus führen. Die Jesus-Figur ist aber nur bis zu den Knien ausgeführt, das Fenster für die Hostie ersetzt den restlichen Teil des Körpers. Diese „Christus“-Komposition vollendet sich erst mit dem Einfügen der verwandelten Hostie. Der Kranz aus den diamantenbesetzten Strahlen um das Rundfenster ist der in Goldschmiedekunst umgesetzte Bibelvers: „Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.“ Die Wolke, die vom Schaft weg die ganze Monstranz durchzieht, wird in der Bibel als „leuchtend“ beschrieben. Sie überschattet Jesus, Mose (links außen) und Elija (rechts außen) sowie die drei Jünger. Am Scheitel der Monstranz ist die Wolke als Symbol des dreifaltigen Gottes charakterisiert. Hervorgehoben ist dabei die Geisttaube, die wie die Hostie mit einem Strahlenkranz aus Diamanten umgeben ist.
Die Monstranz ist wie ein Rufzeichen, das auf das besondere Licht vom Tabor weist: Die ganze Welt ist in dieses Licht getaucht – in das Licht der Herrlichkeit Gottes und in das Licht, das von Christus ausgeht, der von sich sagt: Ich bin das Licht der Welt. Die Sonntagberger Monstranz hebt einen besonderen Aspekt von Fronleichnam hervor. Sie lädt ein, die Welt und die Menschen im Licht des Tabor zu sehen, in ihrem ursprünglichen Glanz, so wie sie Gott geschaffen hat.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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