700.000 Menschen besuchten bisher die Bibelausstellung, das Bibellexikon ist mit 20.000 verkauften Exemplaren ein Bestseller. Alle Aktivitäten des Bibelwerks haben dabei ein Ziel: dass die biblische Botschaft die Menschen erreicht. Frauen und Männer aus Waizenkirchen erzählen, was das für sie bedeutet.
Die Bäuerin Maria Sandberger ist schnurstracks in das Pfarrheim gefahren. Wenn es um die Bibel geht, nimmt sie sich gerne Zeit: „Die Bibel ist nicht weltfremd. Ich hole mir viel Kraft daraus.“ Die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift hat sie gelehrt und bestärkt im Vertrauen zu leben. „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“. Dieser Satz aus dem Matthäusevangelium begleitet sie. Er hilft ihr, im Auf und Ab des Lebens das Vertrauen nicht zu verlieren. Das erfährt auch Franz Haslehner so. Der Altbürgermeister und langjährige Landtagsabgeordnete hat auf einer Ablage über seinem Bett einige Gebetbüchlein und die Heilige Schrift liegen. „Wissen Sie, seit die Elsa tot ist – meine Frau – bin ich oft sehr aufgewühlt.“ Da greift er dann zu Bibel und liest darin, oft bis zu einer Stunde. Auch die vertrauten Gebete aus den Büchlein, die ihn schon lange begleiten, helfen ihm, wieder ruhig zu werden, erzählt er. Seit seiner Jugendzeit, mehr als sechs Jahrzehnte, ist der ehemalige Politiker mit der Heiligen Schrift verbunden – wenn in den Herausforderungen des Berufs manchmal die Beziehung auch ein wenig lose wurde, wie er gesteht. „Aber wenn es hinten und vorne nicht mehr zusammengegangen ist, wie das bei jedem Menschen vorkommt, habe ich zu Bibel gegriffen und nicht selten in den Psalmen Stärkung gefunden.“
Über die Bibel reden und schweigen
Absolut alltagstauglich nennt auch Martha Borstner die Bibel. Damit sich die Worte der Heiligen Schrift aber wirklich mit dem Leben verbinden, muss man sich um das Verstehen bemühen. Eine Gruppe ist ihr dabei eine große Hilfe. In Waizenkirchen läuft gerade der vierteilige Bibelkurs, der zeitgleich an 26 weiteren Orten der Diözese Linz angeboten wird. Die Gespräche und das gemeinsame Arbeiten an Texten ergänzt sie aber durch die persönliche Auseinandersetzung: „Im Schweigen, Nachdenken und Nachbeten wird die Bibel für mich lebendig.“ Deren Alltagstauglichkeit zeigte sich für Borstner vor allem darin, dass sie sehr angstfrei macht.
Mehr als Predigten hören
„Wenn es einem gut geht, wenn es einem schlecht geht – in der Bibel steckt alles drinnen“, hat Margit Schauer erfahren. „Ein Glaubensbuch fürs Leben“ ist ihre Bezeichnung für die Heilige Schrift. Das wird die Bibel aber nicht automatisch und von selbst, wiederholt sie die Überzeugung von Martha Borstner. „Man muss schon mehr über die einzelnen Stellen wissen wollen, als das, was in der Kirche gepredigt wird.“ Bei einer Bibelrunde vor vielen Jahren, die „Pfarrschwester“ Rosemarie Süss von den Steinerkirchner Schwestern begonnen hat, fing Margit Schauer Feuer. Das ist bis heute nicht erloschen. Sie geht zu den biblischen Angeboten in der Pfarre und im Bildungshaus Schloss Puchberg. „Auch die Evangelienauslegungen in der KirchenZeitung sind mir sehr lieb geworden“, sagt sie: „Ich möchte auf die Bibel neugierig bleiben, bis ich nicht mehr denken kann.“
Die Frauen der Bibel
Ebenso wie Margit Schauer ist Stefanie Ortner durch Sr. Rosemarie zur Bibel gekommen. Durch zwei Jahrzehnte war sie einer der Köpfe und Motoren der Bibelrunde in Waizenkirchen. Oft waren die Diskussionen lebhaft, aber die persönlichen Glaubenszeugnisse, die jeder eingebracht hat, ließen eine große Wertschätzung untereinander wachsen. In letzter Zeit sind ihr die „Frauen der Bibel“ wertvoll und zu Vorbildern geworden: „Was die sich getraut haben.“ Zu diesem Thema schätzt sie besonders die Ausführungen von Bibelwerks-Mitarbeiterin Ingrid Penner.
Wachsen an der Bibel
Franz Fischer war Religionslehrer und Mitglied der Bibelrunde, solange sie bestand: „Sie hat mich getragen und ich habe gestaunt, wie sehr Menschen aus der Bibel ihr Leben gestalten.“ Auch bei ihm ist die Verbindung von Leben und Bibel das zentrale Thema: „Ich kann mich an der Bibel und aus der Bibel entwickeln.“ Dass manche Texte Fragen aufwerfen, die nicht zu beantworten sind, fügt er als Theologe an. Auch das auszuhalten gehört zur Beschäftigung mit der Bibel. Pfarrer Franz Steinkogler bringt eine persönliche Erfahrung zur Sprache: „Die Bibel geht mit unserem Leben mit. Plötzlich bekommen Texte einen Klang, den man sich nicht vorstellen konnte.“
Die biblischen Musicals
Klang – im wahrsten Sinn des Wortes – gibt Ingrid Schatzl Erzählungen des Alten und Neuen Testaments. Sie leitet den Kinderchor der Pfarre und hat mit ihren jungen Sänger/innen schon eine Reihe von biblischen Musicals aufgeführt: Lazarus, Petrus, der verlorene Sohn oder Moses. Wovon sie selbst erfüllt ist, das möchte sie den Kindern weitergeben. Sie weist auch auf die ganz unterschiedlichen Zugänge zur Bibel hin, zu denen sie im Laufe der Jahre gefunden hat. Da gehört die Bibelrunde ebenso dazu wie das Bibliodrama. Seit langem ist ihr das 12-bändige Werk einer italienischen Mystikerin eine Hilfe. Wie die ganze Gruppe von Waizenkirchen betont sie: „Ich möchte die Bibel nicht missen. Sie ist das Buch, das ich kennen- und lieben gelernt habe.“
50 Jahre Bibelwerk Linz
Der damalige Professor für Pastoraltheologie und spätere Weih- und Kurienerzbischof Dr. Alois Wagner steht am Beginn des Bibelwerks in der Diözese Linz. Im Aufbruchsklima des 2. Vatikanischen Konzils wuchsen Initiativen wie der Fernkurs für Glaubenskunde oder die Glaubensinformation zum „Bibelwerk Linz“ zusammen. Die Bibelfernkurse sind bis heute ein tragender Zweig des Bibelwerks. Etwa 30.000 Teilnehmer/innen haben diese Kurse absolviert.
Fast die Hälfte der fünfzig Jahre leitet Franz Kogler das „Bibelwerk Linz“. Ihm und seinen Mitarbeiter/innen ist es gelungen, eine kleine diözesane Einrichtung zu einer bekannten Marke im gesamten deutschen Sprachraum zu machen. Die Bibelausstellung, die schon 700.000 Leute gesehen haben, oder das erfolgreiche Bibellexikon, das auch ins Spanische und Polnische übersetzt wurde, sind nur zwei herausragende Projekte. Darüber hinaus hat das Bibelwerk Linz erstmals mit Hilfe digitaler Medien die Bibel besonders für Schüler/innen interessant gemacht. Die Bibel-Spiele CD war ein Meilenstein. Über all dem darf die Betreuung von Bibelrunden und Bibel-Interessierten nicht vergessen werden. In Oberösterreich treffen sich regelmäßig 100 Bibelrunden und das Bibelwerk selbst initiiert oder begleitet jährlich 120 Veranstaltungen. Der jüngste Coup ist die Bibelausstellung im Ars Electronica Center. An Ideen für die nächsten Jahre scheint es dem Bibelwerk Linz nicht zu mangeln.
Im Ars Electronica Center ist die Bibelausstellung von 13. bis 16. März 2014 zu sehen. Mehr dazu auf der Jugendseite 21 und unter www.dioezese-linz.at/bibel