Anfang März wird am Landesgericht Steyr gegen den ultrakonservativen, „freischaffenden“ katholischen Priester Gottfried Melzer (67) wegen antisemitischer Verhetzung verhandelt.Obwohl Kaplan Gottfried Melzer in Bad Hall wohnt, scheint sein Name in den Verzeichnissen der Diözese Linz nicht auf. Der aus Innsbruck stammende Geistliche wurde 1963 zum Priester geweiht und gehörte zum Klerus der Diözese Innsbruck. Wegen seines unerbittlichen Festhaltens am „Anderl von Rinn“-Kult entließ ihn der frühere Innsbrucker Bischof Dr. Reinhold Stecher vor Jahren aus der Diözese. Der Anderl-Kult im Tiroler Ort Judenstein bei Rinn entstand um eine unbewiesene Legende, wonach ein Knabe 1462 einem Ritualmord durch jüdische Kaufleute zum Opfer fiel. Der Kult wurde 1989 definitiv beendet.Den Tatbestand der Verhetzung (nach StGB § 283) sieht die Staatsanwaltschaft Steyr als klagende Instanz durch Äußerungen in Melzers Publikationen, z. B. im Loreto-Boten, erfüllt. Der suspendierte Geistliche greift darin unverbesserlich das jüdische Volk an. Der Strafrahmen für das Delikt der Verhetzung beträgt bis zu zwei Jahre Freiheitsentzug. Nachwievor organisiert Melzer trotz bischöflichen Verbotes jedes Jahr zum „Anderl von Rinn“-Gedenktag Wallfahrten nach Judenstein.– Melzer wurde nie in den oö. Klerus aufgenommen und feiert im Raum Linz rein private Messen.