Ausgabe: 2006/20, Zeininger, Wallner, NS-Todeszelle, Pater
17.05.2006 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Der Menschenfreund Pater Josef Zeininger wäre heuer 90 Jahre alt geworden. Seine Nichte Elisabeth Wallner hat eine Broschüre mit Erinnerungen an ihn herausgegeben. Sie geht seiner Kindheit, seiner Zeit in der NS-Todeszelle, seinem KAJ-Engagement, seinem Wirken in der Erzdiözese Wien, seinem Gottes- und Kirchenbild und auch seinem Leiden an kirchlichen Entwicklungen nach.
ERNST GANSINGER
Für Elisabeth Wallner ist Pater Zeininger „der wichtigste, gütigste und bescheidenste Mensch, den ich kennen lernen durfte.“ Wie er hatte auch sie eine karge Kindheit. Den Vater gab es nicht. Sie hatte, als sie in den Fünfzigerjahren nach dem Krieg durch die Caritas die Hauptschule nachmachen konnte, keine Ahnung, dass es einen Onkel gab, der Priester war. Er hatte sich auf die Suche nach ihr gemacht, weil er von seinem Halbbruder, Elisabeths Vater, wusste, dass es das Mädchen gibt.
Banane und Brot. „Er hat mir weitergeholfen.“ „Er hat sich um mich gekümmert.“ Dank seiner Unterstützung konnte Elisabeth zum Beispiel im Rudolfinerhaus die Krankenschwestern-Ausbildung machen, etwas kaum Vorstellbares für ein Mädchen aus armen Verhältnissen. Mehr und mehr wurden sich die beiden gegenseitige Stütze. Elisabeth Wallner erzählt eine Begebenheit, die für Pater Zeininger typisch war: Als sie ihn einmal zur Mittagszeit in seinem Büro besuchte, lag da – für die damalige Zeit etwas Besonderes – eine Banane auf dem Schreibtisch, sein Mittagessen. Er teilte sie mit ihr. „Ihr sollt ein gutes Stück Brot für die Menschen werden“, war ein von Pater Zeininger oft gehörter Spruch, den er Priestern sagte. Er war Brot. „Ich glaube, er hat sein Taschengeld an Bedürftige gegeben, die er gekannt hat, und die hat er immer gekannt ... Er war immer Zuhörer, wenn Menschen etwas von ihm wollten ... Er sah zuerst die guten Seiten eines Menschen ... Und er machte Mut: Es wird alles wieder gut“, erinnert sich Elisabeth Wallner.
Regen und Sonne. Pater Zeininger wurde von den Nationalsozialisten verfolgt. Zweimal entging er, der vierzehn Monate in der Todeszelle wartete und immer wieder gefoltert wurde, ganz knapp der Hinrichtung. 45 Kilogramm wog er, als er im Mai 1945 von den Russen befreit worden ist. Glaubenszweifel stiegen im Kerker auf: Warum bleibt Gott stumm? Dennoch sagte Pater Zeininger später, dankbar zu sein, so etwas erlebt zu haben. Er blieb ein offener Mensch, der einmal meinte: „Die Sonne scheint, auch wenn es regnet, und indem es regnet, kann ich die Sonne nicht verleugnen.“ Einfach durchzuhalten und das Schwierige durchzutragen, die anderen immer wieder ermunternd – das ist eine der Lebensbotschaften Pater Zeiningers. Er starb am 26. Februar 1995.
Kindheit und Jugend von Pater Josef Zeininger
Pater Josef Zeininger wurde am 5. Februar 1916 als Kind armer Eltern – der Vater war Knecht, die Mutter Magd – in Fraham geboren. Später kam die Familie nach Eferding auf einen Gutshof. Der Gutsherr war evangelischer Christ. Diesem durfte Josef – Seppl – täglich aus der lutherischen Hausbibel vorlesen. Pater Zeininger meinte später, das Lesen aus der Bibel und das gemeinsame Singen der evangelischen Lieder sei ein guter Samen für seinen Priesterberuf gewesen. Der Katechet ermöglichte Seppl den Besuch des Gymnasiums in Ried. Nach der Matura trat Josef bei den Oblaten des Hl. Franz von Sales ein.