Viel Applaus für den neuen Innsbrucker Bischof, aber auch für Administrator Jakob Bürgler gab es bei der Bischofsweihe von Hermann Glettler vergangenen Samstag.
Ausgabe: 2017/49
05.12.2017 - Heinz Niederleitner
Wer wegen des Plans, die Weihe in der Olympiahalle zu feiern, irritiert war, wurde von den Innsbruckern eines Besseren belehrt: Die Halle erlaubte eine verständliche und sichtbare Liturgie. Der Moment, als die über 7000 Menschen in Stille dem stummen Zeichen der Handauflegung folgten, ließ eine Atmosphäre von großer Dichte und Verbundenheit spüren. Gleichzeitig ermöglichte die Anordnung in der Halle, die Größe der Gottesdienstgemeinschaft wahrzunehmen.
Solidarität
Verbunden waren die Gottesdienstbesucher auch durch viel Applaus, der dem neuen Bischof, nicht zuletzt aber auch Diözesanadministrator Jakob Bürgler galt, der die Diözese durch die 23 Monate lange bischofslose Zeit geführt hatte. Dass Rom die Tiroler ziemlich lange auf einen neuen Hirten warten ließ, sprach auch Amtsvorgänger Manfred Scheuer in seiner Predigt an: „Wer Bischof von Innsbruck wird, war vielen nicht egal“, benannte der jetzige Linzer Bischof das offene Geheimnis vieler Interventionen. Dabei seien auch Beschädigungen und Verletzungen zurückgeblieben und es brauche klärende Gespräche. Als besonderes Anliegen des neuen Bischofs beschrieb Scheuer die „Solidarität mit denen, die Verwundungen haben, deren Leben nicht zu gelingen scheint und mit vielen Brüchen behaftet ist“, worauf symbolisch Glettlers durchlöchertes Brustkreuz deute. Die Erleichterung, in Innsbruck endlich einen Bischof präsentieren zu können, war auch dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, anzumerken. Er wünschte Glettler, dass mit ihm in der Diözese ein missionarischer Aufbruch gelinge. Besonders der Wahlspruch Glettlers, „Euntes curate et praedicate – Geht heilt und verkündet“ bewege ihn, sagte Zurbriggen. Seitens der Politik hießen Landeshauptmann Günther Platter und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer Glettler willkommen. Neugierig machte der Satz des steirischen Landeshauptmanns Hermann Schützenhöfer, wonach Gletter der Diözese Innsbruck Freude bringen, aber auch eine Herausforderung sein werde.
Potential
Der neue Bischof, der am Tag seiner Weihe mit Obdachlosen gefrühstückt hatte, griff in seiner Ansprache die Herz-Jesu-Frömmigkeit in Tirol auf: „Das Herz Jesu schlägt für alle.“ Diese traditionelle Frömmigkeit habe das Potential für eine neue Vitalität. „Dazu müssen die Kruste des Kitsches und die Kruste einer übertriebenen nationalen Aufladung entfernt werden. Wenn uns das gelingt, sind wir mit dem geöffneten Herz-Jesu in einer wirksamen Schule von Gottes Barmherzigkeit.“
Aus der Ansprache des neuen Bischofs
„Trotz meiner persönlichen Schwächen und Unsicherheiten, die mir deutlich vor Augen stehen, führt uns das Bischofsamt zurück in die ursprüngliche Dynamik der Jesus-Bewegung. Es ist am Fuße des Bergisel die gleiche Berufung wie damals am See von Gennesaret.“ „Ich möchte als Bischof einer Ortskirche vorangehen, die nicht im Selbstmitleid, nicht in der Erschöpfung und nicht in der Diskussion um interne Fragen erstarrt, sondern den Willen hat, sich auf den Weg zu machen.“ „Niemand interessiert sich für den kirchenpolitischen Zank. Wir sind uns gegenseitig geschenkt!“ „Wir müssen uns als Kirche ‚neu wagen‘, uns aussetzen – uns nicht in eine spirituelle Sonderwelt flüchten. Wir dürfen unsere Gesellschaft in ihrer Turbulenz und Nervosität heutigen Lebens nicht allein lassen. Wir haben nur diese eine Welt mit ihrer überwältigenden Vielfalt von Leben, von Kulturen, Geschichten und Milieus – und gleichzeitig mit ihrer bedrängenden Vielfalt von Leid, Unrecht und Verworfenheit. Aber es ist diese eine Schicksalsgemeinschaft, in die wir als Kirche eingeschrieben sind.“