Anton Christian entwarf das „Lebenswege“-Fenster für die Pfarrkirche Maria Neustift.
Ausgabe: 2013/13, Tod, Glasfenster, Menschenmaler, Anton Christian, Maria Neustift
27.03.2013 - Dr. Martina Gelsinger Kunstreferat der Diözese Linz
Das derzeit nur als Blindfenster vorhandene Maßwerkfenster in der ehemaligen Apsis wird geöffnet und künstlerisch gestaltet. Den Auftrag dazu erhielt Anton Christian. Der in Natters in Tirol lebende Maler überzeugte die Jury im Rahmen eines geladenen Wettbewerbes, der von Pfarre und Kunstreferat der Diözese Linz ausgeschrieben wurde. In seinem Fensterentwurf spannt der Künstler das vorgegebene Thema „Lebenswege“ als Auf- und Abwärtsbewegungen in der vertikalen Achse zwischen Geburt und Tod auf. Er wechselt dabei zwischen figuralen und abstrakten Elementen und schafft in der sechs Meter langen Fensterbahn eine spannungsvolle Komposition.
Leitmotiv ist der menschliche Körper
Der Künstler wählt eine Form, die Anfang und Ende des Lebens zugleich einschließt. Im oberen Bereich des Fensters ist es die gekrümmte Haltung eines nach oben schauenden Embryos, als der der Mensch ins Leben eintritt. Unten ist es der zur Erde hin zusammengekauerte tote Körper. Anton Christian nimmt Anleihe an einer Bestattungsart, die aus archäologischen Grabungen bekannt ist. Im Mittelteil des Bildes finden sich als Kopf und Hände erkennbare grafisch gearbeitete Elemente. Sie stehen symbolisch für die Auf- und Abwärtsbewegung, für Wege und Irrwege. Die Leuchtkraft des Bildes erzeugt der Maler mit Orange- und Rottönen, blauen Einschlüssen und weißen Akzenten.
Der Künstler
Anton Christian schloss sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien im Jahr 1963 ab und zählt zu den herausragendsten Malern seiner Generation. Er selbst bezeichnet sich als „Menschenmaler“. In seinen Bildern bringt er Verschüttetes und Verdrängtes zu Tage und rührt an den entscheidenen Fragen des Lebens.
Der Tod ist nicht beängstigend
Die beiden Körper im Bild von Anton Christian haben nichts Beängstigendes. Sie scheinen sicher und geschützt. Umgeben von leuchtenden Farben und vor dem Hintergrund der zum Osterfest verkündeten Frohen Botschaft verliert der Tod seine Bedrohlichkeit.