Nach Zypern führte die Leser/innen-Reise der KirchenZeitung in den Semesterferien. Die Schönheit der Insel im östlichen Mittelmeer wird durch den Schmerz über die nach wie vor bestehende Narbe getrübt: die Trennlinie zwischen dem türkischen Norden und dem griechischen Süden.
Alle großen Völker des Mittelmeerraumes – sagt Andreas Markides – sind auf unserer Insel irgendwann einmal vorbeigekommen – und haben für eine bestimmte Zeit das Geschehen auf der Insel bestimmt. Vom 16. bis 23. Februar konnte der Chef des zyprischen Reisebüros 160 Frauen und Männer auf seiner Insel bei der diesjährigen Leser/innen-Reise der KirchenZeitung begrüßen. Sie erlebten ein Land, in dem das Leben heiter und leicht erscheint. Doch der Schein trügt. Wiewohl die Insel im östlichen Mittelmeer seit 2004 zur Gänze zur Europäischen Union gehört, durchzieht die „Grüne Linie“ das Land. Mit einem grünen Stift wurde 1964 eine Linie durch die Hauptstadt Nikosia gezogen – und weiter durch das ganze Land, nachdem die türkische Armee 1974 den Norden des Landes besetzt hatte. Seither trennt sie als „Narbe“ den besetzten türkisch-zypriotischen Norden vom griechisch-zypriotischen Süden. 200.000 Menschen mussten damals von einer Stunde auf die andere ihre Heimat verlassen. In der Küstenstadt Famagusta kann man noch heute die „Geisterstadt“ entlangfahren – hinein darf niemand – aus der die griechischen Zyprioten damals vertrieben wurden. Die Familien von zwei der vier Reiseleiterinnen waren davon betroffen. Bis heute können sie nur mit gebrochener Stimme von damals erzählen. Vor der Trennung, haben die griechisch-zypriotischen orthodoxen Christen und die türkisch-zypriotischen Muslime friedlich nebeneinander gelebt. Der heutige Metropolit Chrysostomos von Kyrenia war vier Jahre alt, als auch er vertrieben wurde. Nur sehr eingeschränkt kann er vom Süden aus wirken, erzählte er.
Reich an Natur- und Kulturschätzen
Zypern ist reich an Natur- und Kulturschätzen. Hier verschmolzen die alten griechischen Mythen und die christliche Kultur ineinander. Darstellungen der aus dem Meer geborenen Aphrodite gleichen auf uralten Fresken frappant christlichen Mariendarstellungen. Zypern erlebt man wie ein teils aufgeschlagenes, teils im Sand der Geschichte verborgendes Glaubensbuch der Menschheit. So galt den Spuren des Paulus und des Barnabas, die hier gemeinsam gewirkt haben, die besondere Aufmerksamkeit der Reisenden. Auch der von den Toten erweckte Lazarus wird hier verehrt, der Legende nach war er später Bischof hier. Die Reisenden genossen den beginnenden Frühling im Land. Die Mandelbäume standen in voller Blüte. Kargheit und Fülle liegen dicht beieinander. Einige ließen sich ein allerdings recht kühles Bad im Meer nicht nehmen. Hervorragend organisiert wurde die Reise von „Biblisch Reisen“ in Klosterneuburg.
Trennlinie ist Wunde Europas
Zypern braucht die Aufmerksamkeit Europas. Das betonte auch Bischof Gregorius von Nikosia am letzten Tag, als er die Reisenden in der Residenz des Erzbischofs Chrysostomos II. empfing. Letzterer ist Nachfolger des legendären Makarios III., dem als Erzbischof und Staatspräsident die Unabhängigkeit Zyperns gelang – bis der griechische Putsch und die türkische Besetzung den Traum beendeten. Die Zyprioten hoffen, es ist nicht für immer. In der Woche des Besuches fand die Wahl des neuen Staatspräsidenten statt. Zypern hofft auf die Solidarität Europas nicht nur in finanzieller Hinsicht, denn die Trennlinie ist eine Wunde Europas. So sieht es Bischof Gregorius.
Privat nach Zypern – Urlaub in den Landhäusern von Andreas Markides: www.filokypros.com/