Der 19-jährige Romeo Riedler hatte vergangene Woche seinen letzten Tag im Zivildienst. Er arbeitete neun Monate im Jugendwohnhaus für Flüchtlinge „Maradonna“ in Steyr.
Ausgabe: 32/2014, for you, zivildienst, flüchtlingshaus, steyr
05.08.2014 - Martin Pötz
„Romeo ist ein guter Junge“, lobt ein Jugendlicher aus Indien den Zivildiener. 32 männliche Flüchtlinge zwischen 14 und 18 Jahren leben im Maradonna. Das Jugendwohnhaus ist eine Einrichtung der Volkshilfe Oberösterreich. Es wird großteils mit staatlichen Geldern finanziert.
Zahlreiche Aufgaben
Zwei Zivildiener gibt es im „Maradonna“. Sie machen fast alles, wofür man keine spezielle Ausbildung braucht, vom Einkäufeerledigen bis zum Müllaustragen. Gibt es Sachspenden, holen sie die Zivis ab. „Vor allem Möbel und Fahrräder werden immer gebraucht“, sagt Romeo. Er und sein Kollege müssen außerdem auf die Ordnung im Haus achten. Dazu gehört auch, die Jugendlichen zu ermahnen, wenn sie den Putzplan nicht einhalten. „Da ist es wichtig, dass man älter ist als die Burschen. Sie haben immer Respekt vor mir.“
Jugendliche aus fünf Ländern
21 Bewohner kommen aus Afghanistan, weitere aus Syrien, Somalia, Pakistan und Indien. Die meisten sind ohne Familie in Österreich eingetroffen, jeder hat seine eigene Geschichte. „Manche öffnen sich von selbst, zu anderen muss man erst einen Zugang finden“, erzählt Romeo. Eines haben alle gemeinsam: schreckliche Erlebnisse in der Vergangenheit und den Wunsch, hier zu bleiben und zu arbeiten. Für viele stehen die Chancen auf einen positiven Asylbescheid schlecht. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl will Beweise für den Grund ihrer Flucht, vieles ist aber nicht nachweisbar.
Sport und Feste
Besonders stolz ist Romeo auf sein eigenes Projekt. Ende Juni lief er mit zehn Bewohnern beim Steyrer Stadtlauf. Sie hatten viel Spaß und zeigten erstaunliche sportliche Leistungen. Ein Somalier war von seinem ersten Lauf so begeistert, dass er gleich zu einem Steyrer Sportverein ging. Beeindruckt erzählt Romeo auch vom Eidfest, wie das Fastenbrechen nach dem Ramadan in Afghanistan heißt. Die Bewohner zeigten dem Zivildiener, wie stimmungsvoll sie ihr wichtigstes Fest feiern. Obwohl neben den zahlreichen Aufgaben kaum Zeit für gemeinsame Aktivitäten mit den Jugendlichen blieb, waren es wertvolle Monate für Romeo. Seine Gespräche mit den jungen Flüchtlingen ließen ihn erkennen, wie verhältnismäßig klein typische Sorgen eines österreichischen Jugendlichen sind: „Ich habe gesehen, wie schlecht es anderen in meinem Alter geht. Eigene Probleme haben sich da relativiert.“