„Wer Österreich liebt, spaltet es nicht.“ Mit diesem Appell haben sich die österreichischen Bischöfe an die Politik und Zivilgesellschaft gewandt und gemeinsame konstruktive Lösungen zur Bewältigung der Herausforderungen rund um die Flüchtlinge im Land eingemahnt.
Es brauche „Vernunft, Mut, Verantwortungsbewusstsein, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Zuversicht und vor allem die Bereitschaft zum Teilen“, halten die Bischöfe in einer Erklärung zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz im Salzburger Stift Michaelbeuern fest. Am Menschenrecht auf Asyl dürfe nicht gerüttelt werden, so die Bischöfe. Sie fordern noch mehr Anstrengungen bei der Quartiersuche und sorgen sich vor allem auch um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die eines besonderen Schutzes und Begleitung bedürfen. Bei alldem warnen die Bischöfe vor einem Ausspielen von Flüchtlingen und Österreichern in Not. „Weil Flucht, Migration und Integration zu den großen Herausforderungen unserer Zeit zählen“, hat die Bischofskonferenz dafür einen neuen Aufgabenbereich festgelegt und den Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics damit beauftragt, heißt es weiter.
Friedensinitiativen
Zäune sind langfristig sicher kein geeignetes Mittel, um die Flüchtlingsproblematik in den Griff zu bekommen, sagte Kardinal Schönborn, Vorsitzender der Bischofskonferenz. Zum unmittelbaren Schutz für die Flüchtlinge selbst und um Flüchtlingsströme in geordnete Bahnen zu lenken seien Zäune aber „als provisorisches Mittel zulässig“. Es brauche vor allem dringend entschiedenere Friedensinitiativen vor Ort im Nahen Osten, sagte Schönborn. Nur so könne man das Problem adäquat von seiner Wurzel her angehen.
Synode
Was die vatikanische Bischofssynode über Ehe und Familie betrifft, so hat sie Türen geöffnet, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen die Teilnahme am kirchlichen Leben besser als bisher zu ermöglichen und zu gestalten, betonte Kardinal Christoph Schönborn. Auf die Frage, warum im Abschlussdokument der Synode der Zugang zu den Sakramenten für wiederverheiratete Geschiedene nicht direkt angesprochen wird, erläuterte er, dass man damit einer einseitigen Fokussierung auf die Kommunionfrage entgehen wollte. Es könne auch eine „Falle“ sein, wenn man das Thema zu eng sieht und zugleich das Umfeld vernachlässige. Es gehe darum, „den Blick auf das Ganze zu richten“, den Kontext, in dem eine Scheidung oder auch eine Wiederverheiratung stehen. „Gott sei Dank spricht das Synodendokument auch die Situation der Kinder an“, so der Kardinal. Auch die Lage des verlassenen Ehepartners sei in den Blick zu nehmen. Das sei freilich eine große Herausforderung für die Seelsorge. Die kirchliche Diskussion darüber sei jedenfalls im Gange.
Enthüllungen
Im Zuge der Pressekonferenz zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz ging Kardinal Schönborn auch auf die aktuellen Enthüllungen über die wirtschaftlichen Vorgänge im Vatikan ein. Viele waren bereits intern bekannt und sind „zum Teil schon längst aufgearbeitet“, erklärte der Kardinal. Als Mitglied der Kardinalskommission zur Beaufsichtigung der Vatikanbank (IOR) habe er von vielen Vorgängen bereits vor der Veröffentlichung des jüngsten Aufdecker-Buches von Gianluigi Nuzzi Kenntnis gehabt. Papst Franziskus wurde wegen der nötigen Reformen gewählt und er sei die Aufgabe „konsequent, direkt und entschieden“ angegangen. Franziskus werde weitermachen, zeigte sich der Wiener Erzbischof überzeugt, der auch auf Erfolge des Papstes im Kampf gegen Geldwäsche hinwies.
Klimaschutz
Die österreichischen Bischöfe haben sich weiters in einer Erklärung zu verpflichtenden Umweltschutzmaßnahmen in ihren jeweiligen Diözesen bekannt. Konkret legten sie sich auf drei Projekte fest. Es geht erstens darum, „nachhaltige Leitlinien“ zu erarbeiten und zu beschließen; zweitens sollen Klimaschutz- und Energiestrategie und die dazugehörigen Umsetzungspläne entwickelt werden; und drittens sollten mit Kriterien wie regionaler Einkauf und faire Produktion Mensch und Umwelt geschont und zugleich durch einen gemeinsamen Einkauf Kosten reduziert werden.