„Wir wollen zeigen, was Cybermobbing anrichten kann“
Ein Mädchen wird gemobbt, fast bis in den Tod. Das Theater Tribüne Linz erzählt die Geschichte von Vicky und wie leicht es ist, über das Internet Opfer oder Täter zu werden.
Ausgabe: 2015/4, Cybermobbing, Tribüne Linz
20.01.2015 - Christine Grüll
Dominik tobt. Seine Schwester Vicky, neu in der Klasse, wurde von ihren Mitschüler/innen systematisch fertiggemacht. Von ihrem Handy wurden heimlich Fotos heruntergeladen und ins Netz gestellt. Auf eine Facebook-Seite, die so aussah, als würde Vicky selbst dort freizügig über ihr Privatleben berichten. Wie sie betrunken auf einer Party ist oder angeblich mit jedem intim wird, der ihr gefällt. Vickys Versuche herauszufinden, wer hinter dem Mobbing steckt, prallten ab an einer Mauer des Schweigens. Und die Eltern verstanden nicht, was ihrer Tochter angetan wurde.
Für einen fiesen Zweck
Das Stück „Out! – Gefangen im Netz“ erzählt die Geschichte von Vicky aus der Sicht ihres Bruders Dominik. Der Schauspieler Rudi Mühllehner ist Dominik. Allein auf der schwarzen Bühne, wo nur ein Tisch mit Laptop steht, spricht und schreit und lacht und trauert der Bruder, der seiner Schwester nicht helfen konnte. Im Rückblick erscheint Vicky immer wieder in Videos auf der Bühne. Ein lustiges, freches Mädchen. Sie war Außenseiterin in einer Klassengemeinschaft, die ihr technisches Können auf die fieseste Art umsetzte. Mit Cybermobbing.
Theater am Puls der Zeit
„Wir haben das Stück gewählt, weil wir im Bekanntenkreis gesehen haben, was Cybermobbing anrichten kann“, sagt Cornelia Metschitzer. Sie hat das Stück in der Theater Tribüne Linz inszeniert. Die Regisseurin und ihr Kollege Rudi Mühllehner sind überrascht, dass vor allem so viele Schulklassen die Vorstellungen besuchen. Im Gespräch, das immer nach der Vorstellung stattfindet, hat sich einmal ein Schüler als Opfer von Cybermobbing geoutet. Er bekam Applaus.
Flucht in den Tod
Am Höhepunkt der Hetze wird Vicky im Stück von vermummten Jugendlichen überfallen. Ein Sack wird ihr über den Kopf gestülpt, sie wird verprügelt und mit einem Handy gefilmt. Die kurze Szene ist packend inszeniert und traurig zugleich. Was den einen ein Mordsspaß ist, treibt die andere fast in den Tod. Vicky schluckt Tabletten mit Alkohol. Ihr Bruder findet sie. Rechtzeitig.
Das echte Leben im Theater
„Es war wichtig, dass Vicky am Schluss nicht gestorben ist. Das wäre zu extrem gewesen, denn Cybermobbing kommt ja viel öfter im Kleinen vor“, sagen Katharina, Miriam und Hanna. Sie haben mit ihrer Klasse vom BRG Solarcity Linz die Aufführung gesehen, auf Initiative ihrer Lehrerin Roswitha Wakolm. „Gewalt, Prävention und Cybermobbing ist gerade Thema in mehreren Fächern“, sagt die Professorin, „der Theaterbesuch soll die Theorie sozusagen erlebbar machen.“
Keiner macht mit
Dominik holt seine Schwester vom Krankenhaus ab. Während der Busfahrt hören sie, wie ein paar Burschen einen anderen zur Schnecke machen. Vicky schreitet ein, dann steht auch Dominik gegen die Pöbeleien auf. Die Botschaft ist: Stellt euch vor, es ist Cybermobbing und keiner macht mit. www.tribuene-linz.at
Cybermobbing
Die Initiative „Saferinternet.at“ unterstützt Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende beim sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. www.saferinternet.at
Die Kinder- und Jugendstaatsanwaltschaft OÖ bietet Workshops und Publikationen sowie ein Theaterstück zum Thema. www.kija-ooe.at