Mehr und mehr gestalten Menschen ihr Leben nicht nach eigenem Willen. Sie lassen sich dahinschieben von den Wogen der Zeit und konsumieren die Welt. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2014/38, Konsum
16.09.2014 - Matthäus Fellinger
Fremdherrschaften waren nie und nirgendwo gern gesehen. Die Zeit der Leibeigenschaft, in der Menschen dem Willen ihrer Herrschaften auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren, scheinen vorbei. Scheinen – denn es gibt eine neue Art von Fremdherrschaft. Sie fällt nicht auf, weil sie ihre Leibeigenen lange Zeit zufrieden stellt. Sie leben von dem, was andere für sie ausgedacht haben, wissen sich versorgt und haben es sehr bequem darin. Was hat Apple für uns wieder erfunden? Was gibt es denn heute an Neuigkeiten? Welche Mode erwartet uns für den nächsten Frühling? Mehr und mehr gestalten Menschen ihr Leben nicht nach eigenem Willen. Sie lassen sich dahinschieben von den Wogen der Zeit und konsumieren die Welt. Irgendwo zieht jemand Fäden. Ob man dafür ist oder dagegen – das ist der kärgliche Rest an Mitbestimmung, die bleibt. Um nichts weniger geht es, als um ein Wiederentdecken des eigenen Willens – um das Entwickeln gemeinsamen Wollens – und das Kämpfen dafür. Dass alles leichter, bequemer und billiger werden soll, wäre ein zu schwaches Ziel. Der christliche Glaube sieht den Menschen als Mitschöpfer. Gestalten soll er, nicht bloß kaufen und Ja und Amen sagen.