Derzeit suchen wieder mehr Menschen aus fremden Ländern bei uns Heimat. Sie alle hoffen auf ein Bleiben-Können. Die Geschichte der bisher Gebliebenen ist oft eine Geschichte von gelungener Integration. Wie jene von Thi-Cuc Nguyen.
Ausgabe: 2014/51, Cuc, Nguyen, Asyl, Heimat
16.12.2014 - Ernst Gansinger
Cuc kam dreijährig mit ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern am Ende ihrer Flucht aus Vietnam nach Österreich. Zunächst waren die vier in einem Tiroler Quartier untergebracht. Noch bevor Cuc ins Volksschulalter kam, übersiedelte die Familie nach Linz. Hier fand sie Aufnahme im Pfarrhof Linz-St. Margarethen beim Pfarrer (der nachmalige Caritasdirektor Prälat Josef Mayr) und der Pfarrhaushälterin „Pep“ Mayerhofer. Eine Aufnahme in ein Leben mit Zukunft.
Oberösterreichisches Deutsch
Von Anfang an standen für Cuc alle Weichen auf Integration. Längst spricht sie oberösterreichisches Deutsch. Vietnamesisch kann sie nicht mehr – nicht sprechen, schon gar nicht lesen. Dass sie anders aussah als die hiesigen Volksschüler/innen, war eigentlich nie ein Thema. Es gab keine Anfeindungen. – Das sind lauter Integrations-Bedingungen, wie sie sein können und sollen. Die Mutter hat bald ihre Kinder in die Pflege von Pfarrer Mayr gegeben. So viel Andocken an ein gutes österreichisches Daheim war natürlich ideal. Cuc und ihre Geschwister gingen zur Volksschule, besuchten die Hauptschule. Nach der Hauptschule wechselte Cuc in die Fachschule für Grafik und Design. Mit etwa 20 Jahren kam sie in den Behelfsdienst des Pastoralamtes, wo sie mit Ausnahme von Karenzzeiten beschäftigt blieb.
Eine Erfolgsgeschichte
Alles ging so normal. So österreichisch. So selbstverständlich. Warum auch nicht: Menschen, die zu uns fliehen, suchen Integration. Und wenn sie ermöglicht wird, ist sie allermeistens eine Erfolgsgeschichte. Das zeigt das unterschiedliche Einleben von Mutter und Tochter Nguyen. Cuc spricht Ur-Österreichisch, ihre Mutter hat zwar die vietnamesische Geschichte abgeschlossen, die österreichische aber noch nicht wirklich begonnen. Integration ist natürlich eine Aufgabe für beide Seiten. Die Jungen tun sich da aber viel leichter.
Bleiben dürfen
„Wenn man hört, dass Asylsuchende schon lange bei uns sind und ihr Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, das ist nicht gut. Sie integrieren sich ja und sollten dann doch wieder wegmüssen?“ – Cuc versteht den Wunsch, bleiben zu können, und versteht nicht so manche österreichische Härte. Wer bleibt, bleiben kann, trägt gerne seinen Teil bei zum Gesamten, arbeitet hier, zahlt Steuern, schickt hier die Kinder zur Schule, ist ein Mitglied der österreichischen Gesellschaft.
Heimat
„Wenn ich in ein Land komme, wo ich bleiben will, dann will ich mich da integrieren, will die Sprache lernen, will ein gutes Miteinander und will hier gut leben. Aber ich gebe meine Identität nicht auf“, sagt Cuc. Es bleibt natürlich das Interesse an der Herkunft, an dem Leben im Land der Vorfahren. Bei Cuc ist dieses Interesse jedoch nicht übermächtig ausgebildet. Gerne isst sie vietnamesisch, kocht aber nicht nach Art der Ursprungs-Heimat. Und die vietnamesische Musik ist nicht so ihre Musik. Österreich ist ihre Heimat. Vietnam ihre Herkunft.
Quartiers-Hotline Asyl:
In der aktuellen Asyl-Situation – die Zahl der bei uns Schutz Suchenden wird weiter ansteigen – hat das Land Oberösterreich eine Quartiers-Hotline Asyl eingerichtet: 0732/77 20-152 49. Dort können Bürger/innen anrufen, die ein Quartier zur Verfügung stellen oder sich erkundigen wollen, welche Voraussetzungen es braucht.