Um gut vorbereitet den elterlichen Betrieb übernehmen zu können, setzten sich Schüler/innen der landwirtschaftlichen Schulen Oberösterreichs im Rahmen eines Projekttages mit der Hofübernahme auseinander.
Die teilnehmenden Schüler/innen stehen meistens noch fünf bis zehn Jahre vor diesem Schritt. Gerade weil am Bauernhof das Arbeiten und Wohnen am selben Ort stattfindet, sind offene Gespräche, gute Planung und klare Entscheidungen besonders wichtig. Es geht um ein gutes Mit- und Nebeneinander von Übernehmer und Übergeber. Für die Veranstalter – Landwirtschaftskammer OÖ, Sozialversicherungsanstalt der Bauern (SVB), Maschinenring und BEZIEHUNGLEBEN (Familien- und Lebensberatung der Diözese Linz) – ist es wichtig, persönliche und emotionale Fragen und Probleme in den Mittelpunkt zu stellen. Seit 2012 sind insgesamt 16 Workshops durchgeführt worden. Den Organisatoren ist klar, dass dieser Tag „nur“ ein Puzzleteil hin zur Vorbereitung der Hofübernahme ist, aber zu mehr Lebensqualität zwischen den Generationen führen kann.
Praxisnah
Beim Workshop berichten eine Bäuerin und ein Bauer ausführlich, wie ihre persönliche Hofübernahme über die Bühne ging. Gegliedert ist dieses Gespräch in die Bereiche: „Warum bin ich gerne Bäuerin oder Bauer?“, „Wie war das mit den weichenden Erben?“, „Wie leben wir am Hof?“, „Wie schafft man das Abnabeln bzw. das Selbstständigwerden, wenn man mit den Eltern am Hof lebt?“ Die Frage: „Was ist eine Bäuerin?“, regt die meist männlichen Schüler zum Nachdenken an. Vorgestellt werden nämlich auch reale Lebenswege und Entscheidungen von neun verschiedenen Frauen, bis sie Bäuerin oder Frau am Hof wurden.
Entscheidende Fragen
In Gruppenarbeiten werden die Knackpunkte offensichtlich, die zwischen Übernehmern und Übergebern zu regeln sind. Die Notwendigkeit der getrennten Haushalte wird ebenso herausgearbeitet wie eine reale Übergabe des Hofes, nicht nur eine am Papier. Auch der Umgang und der notwendige Platz der neuen Frau bzw. des neuen Mannes am Hof ist Thema. Als Vorbereitung für das Projekt sollen die Schülerinnen und Schüler zu Hause bei den Eltern nachfragen, wie sie die Hofübergabe erlebt haben. Abgeschlossen wird der Tag mit Kurzinformationen der Organisatoren zu Beratungs- und Bildungsangeboten. Die positiven Rückmeldungen der Schüler/innen beweisen, dass hier eine Lücke von enormer Bedeutung für die bäuerlichen Familien geschlossen wurde.
Wichtige Denkanstöße
Die Teilnehmer/innen nehmen vom Projekttag viele Impulse mit. Diese Punkte bleiben vielen von ihnen besonders im Gedächtnis: Werde Beratung in Anspruch nehmen. Werde Bedürfnisse der Frau respektieren. Übernahme soll gut vorbereitet werden. Getrennter Haushalt wird angestrebt. Arbeitsverteilung gut ausmachen. Gutes Gesprächsklima zu Eltern und Geschwistern ist sehr wichtig. Erfahrungen der anwesenden Bäuerin und des Bauern waren sehr informativ. Selbstständigkeit/Abnabelung von Eltern ist sehr wichtig.