Eigentlich sollte man ihn in die Reihe der christlichen Feiertage aufnehmen: den Weltspartag. Man müsste ihn nur ziemlich wörtlich nehmen. Als er 1924, vor exakt 90 Jahren, in Mailand von 29 Ländern eingeführt wurde, wollte man Sparen weltweit fördern. Heute geht es ja eher um die umgekehrte Idee, sodass man ehrlicher von einem Welt-Investitionstag reden müsste. Geld soll schnell in die Wirtschaftskreisläufe gepumpt werden, denn wo es nur liegt, bringt es nichts, und wer bloß spart, verliert. So ist aus dem Weltspartag längst eine Weltsparwoche geworden. Noch dringender als vor 90 Jahren gilt es die mit dem Sparen verknüpfte Lebenshaltung in die Mitte zu rücken: die Sparsamkeit. Sparsamkeit braucht es, weil nicht alles unbegrenzt zur Verfügung steht – und weil sie dem Menschen guttut. Die Grenzen werden spürbarer, die Knappheiten bedrängender. Geld spiegelt die Illusion der Käuflichkeit vor: Alles da, man muss es sich nur leisten können. Aber steht einem wirklich alles zu, was man sich finanziell leisten kann? Das wäre das Christliche beim Sparen. Es ist mit einer Großzügigkeit verknüpft, die stark das Wohl des Nächsten im Sinn hat, und vor allem der Nächsten – nach uns.