Kirchenmusik auf hohem Niveau, 724 Kirchenkonzerte und an die 130.000 Besucher/innen: das ist die Bilanz zum 30-Jahr-Jubiläum von „musica sacra“. Die Konzertreihe ist ein Fixstern am Linzer Musikhimmel. Kann man im Kirchenraum alles singen? – Die KirchenZeitung im Gespräch mit Gründungsmitglied Wolfgang Mayrhofer.
Ausgabe: 2017/02
10.01.2017 - Elisabeth Leitner
Die Konzertreihe „musica sacra“ in Linzer Kirchen gibt es seit 30 Jahren. Was war die Vision der Gründungsmitglieder im Jahr 1987?
Wolfgang Mayrhofer: Bedeutende Barockkirchen im Herzen von Linz – zunächst einmal die Minoritenkirche, Ursulinenkirche und den Alten Dom – mit einer anspruchsvollen Konzertreihe zu beleben und das Musikangebot in Linz zu bereichern. Dabei sollte vor allem heimischen Künstlerinnen und Künstlern, Ensembles und Chören eine Aufführungsplattform geboten werden. Von Anfang an galt die Devise, die Programme an der Würde des Raumes zu orientieren, Vielfalt und Tiefe zu bieten und gleichzeitig Routine und Beiläufigkeit aus dem Weg zu gehen. Das Programmkonzept sah vor, neben bekannten Werken vorrangig unbekannte und in Vergessenheit geratene Werke, aber auch zeitgenössische Musik und immer wieder Uraufführungen zu präsentieren.
Das Linzer Brucknerhaus kämpft seit Jahren mit sinkenden Besucherzahlen. Wie wurde „musica sacra“ beim Linzer Publikum aufgenommen?
Mayrhofer: Es gab von Anfang an ein sehr positives Echo, auch bei der heimischen Presse, die mit ihren Konzertkritiken eine breitere Öffentlichkeit über die neue Konzertreihe informierte. Für die Kirchenmusiker bot „musica sacra“ die Gelegenheit, interessante Programmkonzepte – auch Raritäten – außerhalb der Liturgie zu realisieren. Es war erfreulich zu beobachten, dass die Konzertreihe relativ rasch ein Stammpublikum an sich binden konnte, das nicht nur aus dem Linzer Zentralraum kam, sondern auch aus einem weiten Einzugsbereich zu den Konzerten anreiste. Der große Publikumszuspruch bewirkte, dass das Land Oberösterreich und die Stadt Linz den Verein fortlaufend durch Subventionen unterstützten.
Beklagt wird im Konzertbetrieb oft die Abwesenheit der Jugend. Wie präsent ist sie hier?
Mayrhofer: Wichtig war und ist mir, die jungen Leute über das Konzerterlebnis hinaus zur Kirchenmusik hinzuführen und sie nachhaltig für diese Musik zu begeistern. Die verstärkte Einbindung von geeigneten jugendlichen Ensembles – wie eben beim Jubiläumskonzert am 14. Jänner in der Friedenskirche mit dem Oö. Landesjugendchor – könnte dabei ein geeignetes Mittel sein, noch mehr junges Publikum anzusprechen.
Warum eignet sich die Kirche als Konzertraum? Welche Literatur ist hier gefordert – oder kann man im Kirchenraum alles singen?
Mayrhofer: Da die geistliche Musik vorwiegend für den Kirchenraum geschrieben wurde, eignet sich dieser schon aus akustischen Gründen. Dazu kommt, dass vor allem historische Kirchenräume eine besondere Ausstrahlung haben, die Musiker/innen und Publikum in eine besondere Stimmung versetzen kann. Es gibt ja auch die ungemein wichtige Wechselbeziehung von Raum und Musik. So gesehen bevorzuge ich die Aufführung etwa von liturgisch konzipierten Werken aus der Barockzeit, z.B. die Passionen und das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach in einer (barocken) Kirche und habe da keine besondere Freude mit einem „nüchternen“ Konzertsaal. Andererseits passt – jetzt aus Linzer Sicht – zeitgenössische Musik recht gut in den modernen Raum der Friedenskirche. Wenn man nun die Kirche rein als Konzertraum sieht, kann dies dazu führen, dass dort Musik erklingt, die nicht unbedingt dorthin gehört und auch kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen.
Was waren Ihre persönlichen Höhepunkte bei „musica sacra“?
Mayrhofer: Für meine künstlerische Entwicklung als Chorleiter und Dirigent – insbesondere in der Realisierung vieler meiner „Herzstücke“ – war und ist „musica sacra“ von enormer Bedeutung: Mit dem Linzer Jeunesse-Chor waren es seit 1987 37 Konzerte, u.a. mit den Passionen und der h-MollMesse von Bach, mit Mozarts c-Moll-Messe, allen großen Brucknermessen und einer Reihe von Uraufführungen. Mit dem Mozartchor und dem Orchester des Musikgymnasiums – seit 1998 in meiner Verantwortung – gab es 20 Konzerte. Für mich persönlich war das „Arvo-Pärt-Konzert“ im Jänner 2014 in der Friedenskirche mit dem Jeunesse-Chor und dem Streichorchester des Musikgymnasiums ein Höhepunkt: vor 800 Besuchern und bei Anwesenheit des Komponisten, der uns bei der Generalprobe auf liebenswürdige Art und Weise noch wertvolle Tipps gab, das war eine unvergessliche Sternstunde!
Jubiläumskonzert: Samstag, 14. Jänner 2017