Die Bilanz zum vierten Regierungsjubiläum von Papst Franziskus heißt wohl: Er hat die katholische Kirche ganz schön aufgerüttelt. Ein "Unter uns" von KiZ-Redakteur Josef Wallner.
Ausgabe: 2017/12
21.03.2017 - Josef Wallner
Was jahrzehntelang tabu war, wird plötzlich offen diskutiert. Das Schreiben „Amoris Laetitia“, das wiederverheiratete Geschiedene nicht mehr vom Kommunionempfang ausschließt, ist das deutlichste Signal einer Änderung, die Papst Franziskus angestoßen hat. Man hat den Eindruck, dass Bewegung in die Kirche gekommen ist und sich in manchen Bereichen eine Richtungsänderung zum Positiven zeigt. Die Frage ist, ob diese unumkehrbar ist? Die allermeisten antworten mit Ja. Im Blick auf 500 Jahre Reformation bin ich mir nicht sicher. So gut wie ganz Oberösterreich war gegen Ende des 16. Jahrhunderts evangelisch. Von den Stadträten und Pfarrern bis zu den kleinen Leuten. Mit Ausnahme des Landesherren. Aus politischer Schwäche musste er die neue Religion dulden, er hat aber nie die Glaubensfreiheit rechtlich verankert. Als er stark genug war, riss er das Ruder herum – bis der Protestanismus in Oberösterreich in kurzer Zeit wieder verschwand. Papst Franziskus täte der Kirche einen Dienst, seine Entscheidungen auch in Gesetze zu fassen. Denn ein Sprichwort heißt: „Wer schreibt, der bleibt“.