Die Vöcklabrucker HAK-Schüler Julian, Carina und Kathrin haben für die Matura eine Doku aus dem Slum von Nairobi gedreht. Die Note wurde bei dem Projekt zur Nebensache.
Vöcklabrucker Firmenchefs haben gute Chancen, eines schönen Tages ein nettes Angebot für ein Gratis-Werbevideo zu bekommen. Denn der Dreh eines Films über einen Betrieb gehört zu den gängigsten HAK-Maturaprojekten in der Hausruck-Metropole. Hätte Julian Eberling (18) das genauso gemacht, seine Lehrer würden heute auch nicht jammern. „Mir wäre das aber zu fad gewesen“, sagt der 18-Jährige. Er wollte lieber in Afrika filmen. Inspiriert hat Julian seine Oma, die zehn Jahre lang in Südafrika gelebt hat. Rasch knüpfte Julian im Frühjahr 2013 Kontakte zur Hilfsorganisation Panairobi, einem Verein für Straßenkinder in Nairobi, Kenia. Mit Carina Preihs und Kathrin Haslinger begeisterte er zwei Mitschülerinnen für die Idee, das Slum-Leben von Nairobi zu dokumentieren. Sie arbeiteten gemeinsam das Konzept aus. Organisierten Sponsoren für den Flug nach Kenia. Und informierten den Klassenvorstand. „Der war am Anfang schockiert“, so Julian. Denn 2013 stand Kenia mehrmals am Rande des Bürgerkrieges. „Wir haben aber gesagt, dass wir das gut überlegt haben und alle schon volljährig sind“, erzählt der 18-Jährige.
Nicht nur Elend abfilmen
In Nairobi war manches anders, als es sich Julian vorgestellt hatte. „Die Leute schlafen zu zehnt in winzigen Hütten im Dreck und trotzdem sind sie so freundlich zu uns“, erinnert er sich an den Sommer 2013 im Mathare Slum von Nairobi. Das passte gut zur Intention des Films: nicht nur Elend zeigen, sondern auch glückliche Gesichter. Beeindruckt hat Julian, wie Slumbewohner mitten im Elend Innovationsgeist beweisen: „Ein Mann hat vor seiner Hütte eine Art Fitnessstudio aufgebaut. Die Gewichte zum Stemmen bestanden aus Eisenrohren und Betonklötzen.“ Prägend war die enorme Gastfreundschaft der Slum-Bewohner. Als Julian, Carina und Kathrin nach 15 Tagen wieder in Richtung Heimat aufbrachen, waren manche der Einheimischen so traurig, dass sie geweint haben. „Wir sind jetzt um eine Lebenserfahrung reicher“, sagt Julian. Erfreulich ist, dass die 16-minütige Doku, die am 3. April Premiere hat, mit einem „Sehr gut“ bewertet wurde. „Die Maturanote spielt aber mittlerweile keine große Rolle mehr für uns“, meint Julian.
Am 3. und 4. April wird der Film um 19 Uhr in der Oberbank Vöcklabruck gezeigt.