Die Untersuchung der Misshandlungs- und Missbrauchsvorwürfe beim weltberühmten Regensburger „Domspatzen“-Kirchenchor ist nach zwei Jahren beendet.
Ausgabe: 2017/30
25.07.2017
In seinem rund 450 Seiten starken Abschlussbericht bezifferte der von der Diözese Regensburg beauftragte unabhängige Sonderermittler Ulrich Weber die Zahl der „hoch plausiblen“ Opfer am Dienstag vergangener Woche auf 547. Insgesamt 500 Domspatzen hätten seit 1945 körperliche Gewalt erlitten, 67 sexuelle Gewalt. Als mutmaßliche Täter seien 49 Personen ermittelt worden, neun von ihnen seien sexuell übergriffig geworden. Schwerpunktmäßig haben sich die Taten laut Bericht in den 1960er und 1970er Jahren ereignet. Bis 1992 sei durchgängig von körperlicher Gewalt berichtet worden. Die Opfer hätten die Vorschulen in Etterzhausen und Pielenhofen als „Hölle“, „Gefängnis“ oder „Konzentrationslager“ beschrieben, heißt es. Physische Gewalt sei „alltäglich, vielfach brutal“ gewesen, zwischen Regelverstößen und Strafen habe „meist ein grobes Missverhältnis“ bestanden. Alle Vorfälle seien zu ihrer Zeit „mit wenigen Ausnahmen verboten und strafbar“ gewesen. „Nahezu alle Verantwortungsträger“ bei den Domspatzen hätten zumindest ein „Halbwissen“ von den Gewaltvorfällen gehabt, am Thema jedoch wenig Interesse gezeigt. Heute seien bei den Domspatzen organisatorische Schwachstellen behoben, die Pädagogik zeitgemäß, die Präventionskonzepte aktuell.