Ein Unter Uns über elegantes Schuhwerk und jugendliche Modesünden von Paul Stütz
Ausgabe: 17/2017
25.04.2017 - Paul Stütz
Die Erstkommunion meines Sohnes steht vor der Tür. Anzug, Krawatte, Schuhe, das volle Programm muss dafür besorgt werden. Es soll Buben und Männer geben, die das gerne machen. Was mir so abwegig vorkommt, wie nackt durch die Linzer Landstraße zu laufen. Genau dort finden wir uns Samstagmittag zwar nicht nackt, aber mit blanken Nerven wieder. Da müssen wir jetzt durch. Die schwierigste Prüfung wird es, elegante Schuhe zu finden. Ich kann den Trotz meines Sohnes nachvollziehen, immerhin bin ich in Turnschuhen und Pullover zur Firmung gegangen, eine Modesünde, ich weiß. Im fünften Geschäft klärt uns eine Verkäuferin auf, dass die Lederschuhe eigentlich nur zur Zierde im Regal stehen. „Alle Buben wollen zum Erstkommunionanzug Sportschuhe“, sagt sie. Die Lösung heißt demnach, die Ansprüche nach unten zu schrauben. Mein erster Vorschlag (Schuhe mit sehr, sehr dominanten weißen Schuhbändern) führt noch zu einer mittleren Krise bei meiner Frau. Blaue Sneakers bringen endlich die Lösung, mit der alle leben können. Am Ende frage ich mich: Ob ich heute wohl meine eigenen Modesünden von früher abgebüßt habe?