Die Übertragung der Schlüsselgewalt ist die Übertragung eines Dienstes.
Aus dem Auftrag, Türen für Andere auf- oder auch zuzusperren, erwächst große Verantwortung. Diese große Macht kann auch eine Vers
Ausgabe: 2017/34
22.08.2017 - Markus Hofer
Wort zum Sonntag
Menschen den Himmel aufsperren
Eine Gründungsurkunde der Kirche stellt das Evangelium vom Sonntag dar. Jesus fragt seine Jünger, für wen ihn die Leute halten; da gab es verschiedene Varianten. Doch dann richtet er die entscheidende Frage an die Jünger selber: Für wen haltet ihr mich? Die Antwort des Petrus ist ein klares Bekenntnis: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Petrus war Fischer, kein gebildeter Mann und schon gar kein Studierter, aber er war es vermutlich gewohnt zuzupacken, zu entscheiden, die Dinge in die Hand zu nehmen. Heute würde man sagen: Er war das Alpha-Tier in der Gruppe der Jünger. Er war auch nicht der Perfekteste oder der Frömmste. Als es für ihn eng wurde, verriet er seinen Herrn gleich drei Mal. In seinem Bekenntnis zu Jesus aber war er klar und entschieden; und vermutlich schon an dieser Stelle der Sprecher der Gruppe. Jesus wird schon gewusst haben, zu wem er sagt: Du bist der Fels, auf den ich meine Kirche baue! Gleichzeitig erhält er die „Schlüssel zum Himmelreich“ – ein großes und verführerisches Geschenk. In der Lesung aus Jesaja geht es um einen mächtigen Mann, der aber seine Schlüsselgewalt missbraucht, den Luxus liebt und mit der Macht nur sein Ansehen fördert. Deshalb nimmt ihm Gott die Schlüssel wieder weg und gibt sie einem anderen. Die Bemerkung Gottes ist wichtig: Ich lege ihm die Schlüssel auf die Schulter. Auf die Schulter legt man einem ein Joch, eine Last. So sind auch die Schlüssel zum Himmelreich zuerst eine schwere Verantwortung und kein Freipass zu selbstherrlicher Machtausübung. Die Verantwortung der Kirche ist eine große: Möglichst vielen Menschen den Himmel aufzusperren. Und womit? Durch Binden und Lösen! Wenn die Kirche Menschen nur bindet an Bedingungen und Gesetze, versperrt sie manchen den Himmel. Wir müssen Menschen auch lösen und befreien, damit sich ihnen wieder der Himmel auftut.
Zum Weiterdenken
Auf „die Mächtigen“ zu schimpfen ist leicht. Wie gehe ich mit meiner Verantwortung um? Nehme ich sie wahr oder sitze ich Probleme lieber aus?
Markus Hofer, Buchautor, Referent für Glaubensästhetik im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.
Den Autor erreichen Sie unter - sonntag@koopredaktion.at
21. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 27. August 2017
Evangelium
Matthäus 16, 13–20 Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.
1. Lesung
Jesaja 22, 19–23 (So spricht der Herr, zu Schebna, dem Palastvorsteher): Ich werde dich von deinem Posten stoßen und er wird dich aus deiner Stellung reißen. An jenem Tag werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen. Ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden und ihm deine Schärpe fest umbinden. Deine Herrschaft gebe ich in seine Hand und er wird zum Vater für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda. Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter legen. Er wird öffnen und niemand ist da, der schließt; er wird schließen und niemand ist da, der öffnet. Ich werde ihn als Pflock an einer festen Stelle einschlagen und er wird zum Thron der Ehre für sein Vaterhaus.
2. Lesung
Römer 11, 33–36 O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm etwas gegeben, sodass Gott ihm etwas zurückgeben müsste? Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.