Beide sind sie nicht „von gestern“ ... das Gotteswort und seine Prophet/innen. Von Anfang an in der Geschichte Israels begleiten Propheten und Prophetinnen die Herrschenden und Mächtigen, oft genug in Opposition.
Ausgabe: 2015/5, Sonntag, Evangelium
27.01.2015
War Mose der Überbringer der Botschaft vom Sinai (= Horeb), so wird es zu allen Zeiten Menschen geben, die das Gotteswort in ihre Zeit hineintragen, es nicht bloß wiederholen, sondern für das Hier und Jetzt aktualisieren. Mit offenen Ohren, wachen Augen, kritisch, wunde Punkte ansprechend – doch voller Wohlwollen und Liebe zu den Menschen. Beide sind sie nicht „von gestern“, das Gotteswort und seine Prophet/innen.
4. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 1. Februar 2015
Wort zum Sonntag
Der große Unterschied
Haben Sie ihr Horoskop heute schon gelesen? Was erwartet Sie? Wollen Sie das alles wissen? Und was sagen die Sterne für dieses Jahr? Wird es für Sie ein erfolgreiches Jahr sein? Die meisten wissen, dass diverse Horoskope und Sterndeutungen mit unserem Leben nicht wirklich zu tun haben, ein wenig neugierig sind wir aber schon. Sind diese Zukunftsdeuter und Sternzeichen-Coaches heute so etwas wie die Propheten und Prophetinnen im Alten Testament? Gott sagt zu Mose: „Einen Propheten wie dich will ich ihnen (dem Volk) mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen, und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm auftrage“ (Dtn 18,18). Da ist der große Unterschied! Die Prophetinnen und Propheten der Bibel sind keine billigen Zukunftsdeuter. Sie sehen ihre Gegenwart kritisch und sind überzeugt davon, dass die bisherige Lebensweise nicht zukunftsfähig ist. Sie erkennen die Zeichen der Zeit und sagen laut und deutlich: Es wird nicht gutgehen, wenn ihr Menschen euer Verhalten nicht ändert. Diese Frauen und Männer sehen das, was andere nicht sehen, und sie hören das, was andere nicht hören – oder nicht sehen und hören wollen. Sie nehmen ihre prophetische Berufung ernst und fühlen sich verantwortlich für die Menschen um sich herum. Bei der Taufe wird die/der Getaufte mit Chrisamöl zur Prophetin und zum Propheten gesalbt. Prophetinnen und Propheten sind keine Menschen, die sich irgendwo im Archiv des Alten Testaments befinden und mit der heutigen Zeit nichts zu tun haben. Wir alle sind berufen, Verantwortung zu übernehmen, offene Ohren und Augen für die Hinweise Gottes zu haben und vor allem offene Herzen für unsere Mitmenschen – so wie Jesus, der, als er am Sabbat in Kafarnaum in die Synagoge ging, die Menschen betroffen machte, „denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten“ (Mk 1,22).
Zum Weiterdenken
Nehmen wir uns ein wenig Zeit dieser Tage, lassen wir uns prägen vom Gotteswort an uns: Ich bin eine berufene Prophetin – ich bin ein berufener Prophet. Versuchen wir so zu leben.
1. Lesung
Deuteronomium 18,15–20 Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören. Der Herr wird ihn als Erfüllung von allem erstehen lassen, worum du am Horeb, am Tag der Versammlung, den Herrn, deinen Gott, gebeten hast, als du sagtest: Ich kann die donnernde Stimme des Herrn, meines Gottes, nicht noch einmal hören und dieses große Feuer nicht noch einmal sehen, ohne dass ich sterbe. Damals sagte der Herr zu mir: Was sie von dir verlangen, ist recht. Einen Propheten wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen, und er wird ihnen alles sagen, was ich ihnen auftrage.
2. Lesung
1 Korinther 7,32–35 Ich wünschte aber, ihr wäret ohne Sorgen. Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen. So ist er geteilt. Die unverheiratete Frau aber und die Jungfrau sorgen sich um die Sache des Herrn, um heilig zu sein an Leib und Geist. Die Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; sie will ihrem Mann gefallen. Das sage ich zu eurem Nutzen: nicht um euch eine Fessel anzulegen, vielmehr, damit ihr in rechter Weise und ungestört immer dem Herrn dienen könnt.
Evangelium
Markus 1,21–28 Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (Vollmacht) hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle, und einer fragte den anderen: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.
gerufen
... wenn du von Oben angerufen wirst, angefordert, erwählt, ermächtigt, gesandt: du mit diesem deinem sterblichen Stück Leben bist gemeint, dieser Augenblick ist nicht davon herausgenommen ... du wirst nicht von einer unverbindlichen Fülle verschlungen, du wirst gewollt für die Verbundenheit. Martin Buber