Selten, aber doch manchmal, wird die Frage gestellt: „Bist du Christin, glaubst du an Gott?“
Das zu beantworten ist noch das Leichtere.
Ausgabe: 2016/18, Sonntag, Evangelium, Lesung
03.05.2016 - Sr. Barbara Flad
Schwieriger sind Fragen wie: Warum tust du das? Warum hilfst du dem Menschen? Wieso arbeitest du bei der Kirche? ... „Zeugnis geben“ heißt: Ich soll die Liebe Gottes zu den Menschen für die Menschen erfahrbar und sichtbar machen. Wieso verschämt schweigen oder lange über ausweichende Antworten nachdenken? Ja, ich liebe Gott!
Wort zum Sonntag
Zeigen, was man liebt
In aller Öffentlichkeit muss Stephanus Rechenschaft ablegen über seinen Glauben an Christus. Sein mutiges Bekenntnis mündet in seiner Steinigung. Von diesem Ende des Verhörs des Stephanus vor dem Hohen Rat berichet uns die Apostelgeschichte (s. 1. Lesung). Während gar nicht so weit weg von uns Christen auch heute noch dieses Schicksal erleiden, scheint es in unserem Land unvorstellbar, für den eigenen Glauben zu sterben. Österreich ist ein Staat, der seinen Bewohnern Religionsfreiheit zusichert. Gefahr für Leib und Leben sollte also keine bestehen, wenn man sich zum eigenen Glauben bekennt. Warum scheint es aber vielen Gläubigen immer schwerer zu fallen, sich offen zu ihrem Christsein zu bekennen? Ich nehme mich selber dabei nicht aus. Inzwischen bin ich Ordensfrau, die allein schon aufgrund ihres Kleides nicht verbergen kann, wes Geistes Kind sie ist. Doch vor meinem Eintritt habe auch ich mir z. B. während meines Studiums der Theologie und Sozialen Arbeit genau überlegt, welchen Studiengang ich nenne, wenn ich nach meinem Fach gefragt wurde. Eine praktizierende Christin zu sein ist inzwischen selbst im „Heiligen Land Tirol“ nicht mehr selbstverständlich. Sich im öffentlichen Raum dazu zu bekennen – und sei es nur im Krankenzimmer bei der Frage nach dem Wunsch nach der heiligen Kommunion –, kann zu Befremden bis hin zu Spott führen. Nachvollziehbar, dass viele dieses Risiko lieber vermeiden. Und doch: auch wenn sicher nicht jeder zum Märtyrer berufen ist, das Zeugnis-Geben gehört zentral zum Glauben an Christus, der eben nicht nur für mich und die Stillung meiner persönlichen spirituellen Bedürfnisse Mensch geworden ist. Christlicher Glaube ist nie reine Privatsache. Jede und jeder von uns ist berufen, in der Nachfolge Jesu Christi Gottes Namen und seine Liebe zu uns bekannt zu machen.
Zum Weiterdenken
„Zeugnis geben heißt: Zeigen, was man liebt!“ (Bischof M. Scheuer) Wie geht es mir damit, Zeugnis für meinen Glauben abzulegen? Wie steht es um meine Liebe?
7. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr C, 8. Mai 2016
Evangelium
Johannes 17,20–26 Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.
1. Lesung
Apostelgeschichte 7,55–60 Er (Stephanus) aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.
2. Lesung
Offenbarung 22,12–14.16–17.20 Siehe, ich komme bald, und mit mir bringe ich den Lohn, und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, wer sein Gewand wäscht: Er hat Anteil am Baum des Lebens, und er wird durch die Tore in die Stadt eintreten können. [...] Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern. Der Geist und die Braut aber sagen: Komm! Wer hört, der rufe: Komm! Wer durstig ist, der komme. Wer will, empfange umsonst das Wasser des Lebens. [...] Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen. Komm, Herr Jesus!