Wäre das Christentum nur eine Summe von Geboten und Lebensregeln, es wäre leichter zu begreifen. Aber auch leichter zu ersetzen und abzuhaken. Doch Christus sagt: Ich bin – der Fels, das Fundament. Er ist auch der Weg, und er ist das Leben. Wer ihm folgt, geht sicher; er ist in der Wahrheit und Treue Gottes geborgen.
Ausgabe: 19/2017
09.05.2017
Wort zum Sonntag
Bei Gott gibt es viele Wohnungen
Was verbinden Sie mit dieser Bibelstelle? Mir fallen dazu viele Begräbnisfeiern ein, die ich gehalten habe, und ein Film von Hajo Schomerus, den ich vor einiger Zeit gesehen habe. Die Worte Jesu „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“ sind tröstlich. Wenn wir sterben, werden wir in die Wohnung Gottes eintreten. Wie wird diese sein? Drei Zimmer, Küche, Bad? Moderner Luxus oder einfach und spärlich? Mit Sicherheit weder das eine noch das andere. Jesus verspricht, dass wir alle bei Gott einen Platz finden werden. Gott bietet uns die Möglichkeit, mit ihm zu leben mit allem, was uns ausmacht, mit unseren Eigenschaften, unserer Geschichte. Dann werden wir als Hausgenossen Gottes (Eph 2,19) und als große Familie in Frieden leben. Dieses harmonische Bild wird im Film „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen“ zerstört. Man sieht, wie in der Grabeskirche in Jerusalem sechs christliche Konfessionen verbissen über die ihnen zugeteilten Besitzanteile wachen. Manche werden vertrieben, wie z. B. die Äthiopier, die sich auf dem Dach der Kirche einquartieren. Streitigkeiten bleiben nicht aus. Die Grabeskirche gilt einerseits als Ort der Sehnsucht und Hoffnung, andererseits erlebt man dort auch, wie Christen miteinander umgehen: oberflächlich, unchristlich, unmenschlich und fundamentalistisch. Ist die Grabeskirche mit den Himmelswohnungen vergleichbar? Werden wir alle in Gottes Wohnungen eintreten? Jesus Christus hat uns dies versprochen. Er zeigt uns den Weg dorthin, er hat uns vorgelebt, wie auch wir in unserem irdischen Leben miteinander umgehen sollen: liebevoll, solidarisch, ehrlich, respektvoll, wertschätzend …
Zum Weiterdenken
Ich lade Sie ein, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und nachzudenken: Wie stelle ich mir die Himmelswohnung vor? Was kann ich konkret tun, damit für meine Mitmenschen schon jetzt „ein Stück Himmel“ erfahrbar wird?
5. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A, 14. Mai 2017
1. Lesung
Apostelgeschichte 6,1-7
In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen, wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben. Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde, und sie wählten Stephanus, einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist, ferner Philippus und Prochorus, Nikanor und Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia. Sie ließen sie vor die Apostel hintreten und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf. Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer; auch eine große Anzahl von den Priestern nahm gehorsam den Glauben an.
2. Lesung
1 Petrus 2,4-9
Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist! Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen! Denn es heißt in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre. Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man anstößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen; doch dazu sind sie bestimmt. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.
Evangelium
Johannes 14,1–12
Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater, das genügt uns. Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin, und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.