„Sie wussten nicht, wie sie an Kirche andocken können“
Wels-St. Franziskus ist eine kleine, junge und sehr lebendige Pfarre. Viele Menschen spricht der offene Zugang zum Glauben an. Das Erfolgsgeheimnis hat die Gemeinde einst in einer Befragung herauskristallisiert.
Ausgabe: 2015/21, Wels, St. Franziskus, Lehner, Garten der Begegnung
19.05.2015 - P. Stütz
Blumenwiesen, blühende Sträucher, Vogelgezwitscher und viele einladende Sitzgelegenheiten, um das alles zu genießen. Kaum eine Stadtpfarre, die grüner ist als St. Franziskus im Welser Stadtteil Laahen. „Rundherum gibt es keinen Zaun und keine Türen, alles ist auf Begegnung ausgerichtet“, sagt Irmgard Lehner. Für die Theologin hat die Natur einen weiteren großen Vorteil: „Für viele Menschen ist das Göttliche über die Natur am leichtesten erfahrbar.“ Lehner ist Pfarrassistentin in Wels-St. Franziskus und leitet im Team mit einem Pfarrmoderator (Anton Achleitner) die Pfarre. Darüber hinaus war sie von Beginn an in die Entstehung der innovativen Gemeinde involviert. Vor zehn Jahren wurde Wels-St. Franziskus zur Pfarre erhoben. Vorher wurde viel Hirnschmalz in die Frage investiert: Was brauchen die Menschen von einer Pfarre? „Startpunkt war eine Befragung der Bevölkerung. Dabei hat sich gezeigt, dass viele Leute näher an die Kirche heranrücken wollten, aber nicht wussten, wie sie andocken können“, erläutert Lehner. Das Gemeindeleben von Wels-St. Franziskus sollte deshalb von Beginn an besonders einladend sein. „Wer neu ist in der Pfarre muss nicht allzu lange warten, bis mit ihm Kontakt etwa beim Pfarrcafé aufgenommen wird“, gibt sie ein kleines Beispiel.
Über 1000 Taufen in zehn Jahren
Die Offenheit lässt Gläubige aus ganz Wels und weit darüber hinaus in die Passivhauskirche pilgern. Die Kirche fasst 240 Personen und ist fast immer voll. „Jede zweite Welser Taufe findet in St. Franziskus statt“, erzählt Irmgard Lehner. 1125 Kinder wurden hier in zehn Jahren getauft. Dabei ist die Gemeinde mit 1600 Katholiken die mit Abstand kleinste der fünf katholischen Pfarren in Wels. Nicht zuletzt wirkt die Architektur von Wels-St. Franziskus sehr anziehend. Das Pfarrzentrum ist ein richtiges Kraftwerk. Das Passivhaus ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet und produziert selbst Strom. Vieles in der Pfarre ist auf Nachhaltigkeit angelegt. So kümmert sich der Fachausschuss für Schöpfungsverantwortung darum, dass möglichst viele Menschen mit dem Rad in die Pfarre fahren. An schönen Sonntagen zählt die Pfarre schon bis zu 30 radelnde Gottesdienstbesucher/innen.
Feier zu „Zehn Jahre Kirchweihe“: Am Pfingstsonntag, 24. Mai gibt es in Wels-St. Franziskus um 9.30 Uhr einen Festgottesdienst mit anschließendem Picknick im „Garten der Begegnung“.