100 Asylsuchende im Nachbarort. Im Herbst führte das an der Fachschule Mauerkirchen zu hitzigen Diskussionen. Jetzt, am Ende des Schuljahres, hat sich die Stimmung zum Positiven geändert. Was ist passiert?
Beim Thema Flüchtlinge gehen die Wogen hoch. Der Streit macht auch vor Österreichs Klassenzimmern nicht Halt. Besonders zu spüren bekam das die Landwirtschaftliche Fachschule Mauerkirchen. Auslöser war der Einzug von 100 Asylwerbern in eine Schule im Nachbarort Burgkirchen während der Sommerferien 2015. Erklärte Gegner der Flüchtlingsunterkunft malten den Teufel an die Wand, schürten Ängste. „Uns haben dann viele besorgte Eltern angerufen, ob ihre Kinder noch bei uns in die Schule gehen können.“, erzählt Maria Führer-Lettner, die an der Landwirtschaftlichen Fachschule Mauerkirchen unterrichtet. Zudem habe das Thema unter den Schülerinnen stark polarisiert. „Ich war am Anfang auch verunsichert“, gibt die Mutter einer fünfjährigen Tochter offen zu. Dennoch war die Religionslehrerin über diese aufgeheizte Stimmung vor allem einmal „schockiert“. Sie handelte rasch, brachte den Flüchtlingen Kuchen, setzte sich öffentlich für sie ein. Im dritten Jahrgang der Fachschule Mauerkirchen hat Maria Führer-Lettner das Schuljahr den Menschenrechten gewidmet. Ein Workshop vermittelte, dass Menschenrechte nichts Abstraktes sind. „Sie beginnen dort, wo man lebt“, betont die Lehrerin. Zum Beispiel, wenn es um das Recht auf Flucht und Schutz vor Krieg geht.
Ein Schlüsselerlebnis
Jetzt, gegen Ende des Schuljahres, kann sie sagen: „Es ist natürlich nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen, aber die Stimmung hat sich deutlich zum Positiven verändert.“ Ein Schlüsselerlebnis war die Begegnung der Fachschülerinnen mit Asylwerbern aus Mauerkirchen. Bei Andrea Stobl (17) und Julia Hillezeder (16) hat das einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Die jungen Männer haben schon Schlimmes hinter sich. Ein Flüchtling hat erzählt, dass sein Papa bei einem Bombenanschlag gestorben ist. Was sagst du da? Wir haben betroffen geschwiegen“, berichten die beiden Schülerinnen. „Ich könnte nicht einfach so weggehen von daheim und alles liegen lassen“, bewundert Andrea den Mut der Flüchtlinge. Angst spürte die 17-jährige bei dem Treffen in lockerer Atmosphäre jedenfalls nicht. Im Gegenteil: „Die wollen unsere Beschützer sein“, vertraut sie den Männern, die nur um ein paar Jahre älter als sie sind. Über die Gruppe junger Flüchtlinge will sie kein schlechtes Wort hören. Gegen Schulschluss schließt sich der Kreis des Projekts der Fachschule: beim Menschenrechtelabyrinth im nahe gelegenen Reichsdorf. Diesem haben die Schülerinnen bereits im Herbst einen Besuch abgestattet. Es wird am 17. Juni mit Unterstützung der Jugendlichen offiziell eröffnet.
Eröffnung
Am Freitag, 17. Juni 2016, wird das Heckenlabyrinth der Menschenrechte in der FS Mauerkirchen offiziell eröffnet. Um 17 Uhr beginnt die Podiumsdiskussion über Menschenrechte mit Gabriele Eschig (UNESCO), Maria Führer-Lettner (Lehrerin), Norbert Knoll (Initiator Heckenlabyrinth der Menschenrechte), Florian Kotanko (Verein für Zeitgeschichte Braunau), Christian Schüller (ORF-Reporter), Karl Wieninger (Initiator Garten der Menschenrechte Moorbad Harbach). Um 21 Uhr Wanderung durch das Heckenlabyrinth (bei schönem Wetter).