Am 24. Juli jährt sich zum 40. Mal der Todestag von Margret Bilger. Die Ausstellung von Klara Kohler im Stift Schlierbach ist eine Begegnung zwischen den beiden Künstlerinnen. Die Flügel weitgespannt nimmt der Engel beinahe den ganzen Raum ein. Seine großen Augen blicken von der Decke herab. Die feinen schwarzen Striche, mit denen die Künstlerin Klara Kohler das Wesen über drei Wände der Galerie gezeichnet hat, sind eigentlich winzige Punkte aus Aschenstaub. Er ist der vergängliche Teil der Ausstellung mit Werken von Klara Kohler und Margret Bilger.
Im Gedenken. Die 1980 in Wels geborene Künstlerin Klara Kohler beschäftigt sich seit ihrem 16. Lebensjahr mit Bilgers Werk. „Ich bin mit dem Bild ,Speise ging von dem Fresser‘ im Haus meiner Eltern groß geworden. Das gab den Anstoß für meine ersten Holzschnitte.“ Klara Kohler hat ihre Holzschnitte einigen Holzrissen von Margret Bilger gegenübergestellt, die sie mit Pater Alfred Strigl, Leiter der Glaswerkstätte und der Galerie, im Archiv des Stifts ausgewählt hat. Seine Ein-ladung, eine Ausstellung zu gestalten, hat sie dazu veranlasst, sich gemeinsam mit dem Künstler Franz Frauenlob intensiv mit Bilgers Entwürfen von Kirchenfenstern, mit Briefen und Tagebucheinträgen auseinanderzuset-zen. Das hat den Blick auf die eigene Arbeit geschärft. „Manche meiner Gedanken haben ähnliche Ansätze“, sagt Klara Kohler. Der Titel der Ausstellung hingegen, „... denn Verwundung ist das Prinzip der Liebe“, bezieht sich auf Margret Bilger, die sich mit diesem Satz beschäftigt hat.
Augenblick und Erinnerung. Den Engel gestaltete Klara Kohler zuletzt auf der Glocke „Immaculata“ für die Pfarre Kollerschlag. Mit dem überdimensionalen Engel in der Ausstellung hat sie ihren Wunsch, etwas Raumgreifendes zu gestalten, verwirklicht. Sie drückt es in einem Gedicht aus:
Der Versuch groß zu sein. Der Versuch weit zu werden. Umfangreich. Für einen Moment. Aschenspur.
Klara Kohlers Arbeiten sind vielfältig. Steinskulpturen und Holzschnitte, Zeichnungen, Fotografien und Videos machen es unmöglich, ihre künstlerische Arbeit in eine „Schub-lade“ zu stecken. Dabei kreist sie um ein Thema: den Versuch, so etwas Vergängliches wie Augenblick und Erinnerung festzuhalten.
Ausstellung in Schlierbach: bis 12. September. Im Linzer Atelierhaus Salzamt sind Arbeiten der Künstlerin bis 5. August zu sehen.