Auch Pfarren in den USA sind vom Priestermangel betroffen. Diözesen reagieren einerseits mit Pfarrzusammenlegungen, andererseits mit verstärktem Einsatz von Laien, wie österreichische Theologen auf einer Erkundungsreise herausfanden.
Ausgabe: 2015/10, Wustmans, Pastoralinnovation, Baltimore, Silver Spring
04.03.2015 - Peter Rinderer/Kathpress
Die Gruppe, die mit der privaten österreichischen Initiative „Pastoralinnovation“ unterwegs war, wählte Pfarren aus und erlebte ein starkes Engagement nicht nur eines kleinen Kreises, sondern einer großen Zahl von Laien. „In innovativen Prozessen in Pfarren ist Fehlerfreundlichkeit unabdingbar“, sagte die Linzer Pastoraltheologin Hildegard Wustmans, die an der Reise teilnahm. „Wenn Menschen für ihre Fehler nicht gleich gestraft werden, sind sie bereit, kreativ zu werden.“ Da keine Pfarre alles abdecken kann, sei eine klare Wahl für ein bestimmtes Angebot entscheidend, sagt die Professorin an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Wustmans nannte „Jugendliche, junge Familien oder Migranten“ als Beispiele. Die Pfarre „Church Of The Nativity“ in Baltimore, die von der Theologengruppe besucht wurde, entschied sich in einem Strategieprozess für Menschen, die sich von der Kirche entfremdet haben. Multikulturalität wählte die Pfarre „Saint Camillus“ in Silver Spring als Schwerpunkt. Zu ihnen kommen Menschen aus 100 verschiedenen Ländern, sie feiern neben den Messen in Englisch, Spanisch und Französisch „Multikulti“-Gottesdienste.
Qualität
In den besuchten Pfarren erlebte Wustmans qualitätsvolle Gottesdienste, die die Menschen „ansprechen und berühren“. Besonderen Wert legen die Verantwortlichen auf Musik, Predigt und Kinderwortgottesdienste. Um die Qualität zu verbessern, gaben sie eine Umfrage in Auftrag. Sowohl „Nativity“ als auch „Saint Camillus“ sind Mitglied des Programms „Parish Catalyst“, ein US-weiter Zusammenschluss zwölf exzellenter Pfarren. Sie wollen voneinander lernen und die eigenen innovativen Ansätze weitergeben. Für Wustmans ist auch das Engagement möglichst vieler Pfarrmitglieder der Schlüssel vitaler Pfarren. Die „Nativity“-Pfarre arbeitet auf das Ziel hin: Jedes Mitglied soll in irgendeiner Weise mitarbeiten.
U. a. um Erfahrungen aus den USA geht es auch beim Forum „PfinXten“ der Initiative „Pastoralinnovation“, das von 25. bis 27. Mai in Kärnten stattfindet (www.pastoralinnovation.at).
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