Mehr und mehr gilt das Ende des Lebens als unzumutbar. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2014/47, Ende, Tod, Hoffnung, Ankommen
19.11.2014
„Wenn ich nur aufhören könnte“, lautete der Werbeslogan eines Süßwarenherstellers. Nicht nur bei Schokokeksen fällt das schwer. Dass Probleme irgendwann enden, gut! Aber auch schöne Dinge enden: Der festliche Abend. Die Ferien. Der Sonntag. Schwer fällt das. Sehr schwer, wenn es die tiefsten Lebensbereiche betrifft: Liebesverhältnisse. Freundschaften. Das Leben selbst. Sie finden ihr Ende. „Bis der Tod euch scheidet“, lautet der kirchlich definierte Zeitrahmen der innigsten Beziehung unter Menschen. Wenn man es sich ersparen könnte, schon vor dem Ende den Schlusspunkt setzen könnte – und es so nicht erleben müsste. Schmerzfrei, bei ausgeschaltetem Bewusstsein, unter Narkose irgendwie, zumindest schnell. So wünschen es viele. Mehr und mehr gilt so das Ende des Lebens als unzumutbar. Kein Wunder, wo der Tod in der Gesellschaft so unsichtbar geworden ist – und Menschen keine „Vorbilder“ im Sterben erleben. Nur digital wird er hundertfach vorgespielt. Da kann man ihn wegschalten. Nicht wenige erleben den echten Tod beim eigenen Sterben zum einzigen Mal. Zum ganzen Leben gehört das Ende. Eine Hoffnung ist das – befreit vom Zwang zur Selbstbestimmung. Ein Ankommen. Erwartet. Endlich.