Seit Samstag ist Heinz Lederleitner altkatholischer Bischof in Österreich. Das Leben der römisch-katholischen Kirche verfolgt er mit „innerer Anteilnahme“ – auch, weil er lange Zeit in ihr als Seelsorger wirkte.
Niemand Geringerer als Kardinal Joseph Ratzinger hat Lederleitner 1983 in Rom zum Priester geweiht. Freundschaften aus seiner Studienzeit haben bis heute gehalten, nun bestehen sie über Kirchengrenzen hinweg. Denn 2003 konvertierte der heute 57-Jährige in die rund 145 Jahre junge altkatholische Kirche – aus einer schon länger bestehenden Sympathie heraus und wegen der Kirchenpolitik der 90er Jahre. Dazu kam, dass für den gebürtigen Wiener ein geistliches Wachstum ohne Partnerschaft nicht möglich war, wie er sagt: Seit 2005 ist der promovierte Theologe mit seiner Frau Marina verheiratet. Ein „Rebell“ in der römisch-katholischen Kirche wollte er nicht sein.
Offen für Glaubensferne
Zunächst engagierte sich Lederleitner, neben einer beruflichen Tätigkeit im Bereich Kommunikation und Marketing, ehrenamtlich in der altkatholischen Kirche. Später wurde er Pfarrer der Kirchengemeinde Krems-St. Pölten und Referatsleiter für den Religionsunterricht. Die Synodendelegierten wählten ihn im Herbst 2015 zum Nachfolger von Bischof John E. Okoro. Ökumene ist ein Grundanliegen des neuen Bischofs, dazu kommt die Offenheit für glaubensferne Menschen. Dass sich Papst Franziskus nach seiner Wahl vor allem als „Bischof von Rom“ bezeichnete, gefiel ihm. Denn die Stellung des Papstes – Primat und Unfehlbarkeit – hatte einst zur Abspaltung der Altkatholiken geführt, die in Österreich heute zirka 10.000 Mitglieder haben. Eine „Einheit in der katholischen Vielfalt“ ist für Lederleitner „nach einigen Päpsten wie Franziskus“ denkbar, „aber das würde noch viel Veränderungsbereitschaft im Gefüge der römisch-katholischen Kirche erfordern“, lautet sein Standpunkt.