Menschen sind auf der Flucht. Jeden Tag. Jede Stunde. Sie verlassen ihre Heimat in der Hoffnung auf ein Leben ohne Angst, Hunger, Krieg. Die Kulturinitiative „Narrenschyff“ kreist mit dem Projekt „Fluchtwege“ ein Jahr lang um das Thema „Flucht und Vertreibung“.
70 Paar Socken stehen in der Wiese. Paarweise, vereinzelt. Sie sind schwer, sie sind mit Beton gefüllt. Im Hintergrund ist ein Stacheldraht zu sehen. Monika Haider nennt diese Installation: „Schweren Herzens, schweren Schritts“. Die Installation regt an, sich dem Thema „Flucht“ nicht über Zahlen, Daten, Fakten zu nähern. Es ist auch nicht das persönliche Schicksal, das hier berührt. Es ist die Unmittelbarkeit, die beim Betrachten dieser Arbeit trifft: Die Socken wirken vertraut, sind 100-mal getragen, ein Teil des Alltags. – Haider ist eine von 18 Künstlern, die sich im Rahmen des Projekts „Fluchtwege“ mit Migration und Vertreibung beschäftigen. Am Sonntag, 21. September wurde in der Stiftervilla in Kirchschlag die Ausstellung eröffnet, an die 100 Interessierte nahmen teil. Arbeiten von Therese Eisenmann, Robert Oltay, Elke Sackel, Peter und Sigrid Huemer, Herbert Christian Stöger und Marion Killianowitsch werden unter anderem gezeigt.
Denkanstoß
Warum beschäftigt sich eine Kulturinitiative mit dem sperrigen Thema „Flucht“? Walter Gschwandtner von „Narrenschyff“ meint dazu: „Wir glauben, dass wir uns als Bürger/innen eines so wohlhabenden Landes, wie es Österreich ist, unserer Verantwortung gegenüber den geflohenen und vertriebenen Menschen aus den Krisengebieten nicht entziehen dürfen.“ Zwar sei die künstlerische Auseinandersetzung nur ein bescheidener Versuch, aktiv zu sein, erklärt Gschwandtner: „Vielleicht gelingt es uns doch, den einen oder anderen Denkanstoß zu geben.“ Im Frühjahr soll es an verschiedenen öffentlichen Orten zu Begegnungen mit Flüchtlingen kommen („Fluchtpunkte“), im Herbst wird es in der Galerie Forum Wels eine abschließende Ausstellung geben.
Stiftervilla in Kirchschlag, geöffnet bis 5. 10.2014, jeweils am Wochenende, Info & Terminvereinbarung: Tel. 0676/636 64 82 bzw. 0676/683 56 78.