Die 19-jährige Evelyn Dolzer aus Katsdorf hat nach der Matura nicht sofort mit dem Studium begonnen. Stattdessen unterrichtet sie ein Jahr lang blinde und sehschwache Kinder in Mexiko.
Evelyn Dolzer ist gerade mitten drin in ihrem Freiwilligenjahr, das sie in Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos, leistet. Die Absolventin der HLW Auhof in Linz arbeitet an der Helen-Keller-Schule mit blinden, sehschwachen und geistig beeinträchtigten Kindern. Sie lernt mit ihren Schützlingen Blindenschrift, liest ihnen Geschichten vor, bringt ihnen Englisch bei. Ihren Einsatz macht sie im Rahmen des Freiwilligenprogramms der Jesuitenmission. Am Anfang des Volontariats plagten Evelyn einige Zweifel, ob sie alle Aufgaben bewältigen würde. Besonders der plötzliche Wechsel von der Schülerrolle in die der Lehrerin war eine große Herausforderung.
Glücklich in Mexiko
Mittlerweile sind die Ängste weg und sie sagt: „Ich liebe meine Arbeit. Mir hat noch nie etwas so viel Spaß gemacht.“ Glücklich macht sie dabei, wenn sie merkt, dass ihre Meinung zählt, ihr mehr und mehr Verantwortung übertragen wird, wenn sie zu den Familien nach Hause eingeladen wird. Von den Kindern habe sie viel gelernt. „Sie zeigen mir, dass man alles schaffen kann, egal mit welchen Einschränkungen man umzugehen hat. Man soll nicht so viel Angst haben. Was hat man schon zu verlieren?“ Ihre eigenen Sinne sind geschärft worden durch die letzten Monate. „Ich versuche die Aufgaben, die die Kinder in der Schule machen müssen, ebenso ganz blind zu machen.“ Ständig präsent sind in der Millionenstadt Guadalajara der illegale Drogenhandel und die damit verbundene Gewalt. „Ich weiß, in welchem Land ich bin und bin wachsam. In der Dunkelheit gehe ich nicht mehr alleine aus.“
Spendenaktion
Groß ist die Schere zwischen Arm und Reich in Mexiko, erzählt die 19-Jährige. Wobei gerade die ärmeren Familien ihre Lage nicht preisgeben wollen. „Dann erfährt man über drei Ecken, dass eines der Kinder aus meiner Gruppe heute nicht in die Schule kommen konnte, weil die Mutter nicht genug Geld für den Schulbus hatte“, sagt Evelyn. Pro Strecke kostet der Bus 40 Cent. Die Maturantin musste erst lernen damit umzugehen, dass sie gewisse Dinge einfach akzeptieren muss und nicht jedem helfen kann. Umso wichtiger ist ihr, die Welt ein kleines Stück gerechter zu machen. Zusätzlich zu ihrer Freiwilligenarbeit hat Evelyn eine Spendenaktion gestartet. So soll genug Geld für den Kauf eines zweiten Schulbusses zusammenkommen. 5000 Euro an Spenden hat sie schon gesammelt und so hofft sie, dass sie dieses Ziel bis zum Ende ihres Volontariats im Juli erreichen kann.