Martin Luther schuf nicht die erste Bibelübersetzung ins Deutsche. Dennoch ist sein Werk ein theologischer und sprachlicher Meilenstein geworden.
Ausgabe: 2017/16
18.04.2017 - Heinz Niederleitner
Luther hat seinen Aufenthalt auf der Wartburg 1521/22 nicht genossen. Zwar diente das Versteck seiner Sicherheit, nachdem man ihn für vogelfrei erklärt hatte. Aber er litt neben sehr schmerzhaften Darmbeschwerden vor allem daran, an den Ereignissen in Wittenberg nicht teilhaben zu können. Untätig wollte der Bibelprofessor aber nicht sein. So entstand neben anderen Schriften seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments: „Alle deutschen Bibelübersetzungen seit der Reformation sind durch Martin Luther inspiriert“, schreibt der katholische Bibelexperte Thomas Söding.
Verständlich
Für das Übersetzen müsse man der Mutter im Hause, den Kindern auf der Gasse und dem gemeinen Mann auf dem Markt „aufs Maul schauen“, erklärte Luther 1530 seine Methode: „Da verstehen sie es denn und merken, dass man deutsch mit ihnen redet“. Nach diesem Prinzip haben er und seine Mitarbeiter auch das Alte Testament übertragen. Neben dem Antrieb der Reformation ist es das Sprachgefühl, das den Erfolg der Lutherbibel ausmacht. Textlich war sie zudem akkurat, weil sie statt aus der lateinischen Bibelübersetzung Vulgata direkt aus den Originalsprachen übersetzt worden war.
Apropos Sprache: Luther prägt das Deutsche bis heute: Viele Redewendungen stammen aus seiner Lutherbibel: „Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“ entspricht Luthers Übersetzung von Markus 4,21. Er suchte bei seiner Bibelübersetzung die Verständlichkeit auch dort, wo andere Dialekte gesprochen wurden. Das trug zur Vereinheitlichung des Neuhochdeutschen ein Scherflein bei. Letztere Redewendung stammt übrigens auch von Luther, der das Scherflein bei Lukas 21,2 auftauchen lässt. Der Scherf war seinerzeit eine in Erfurt geprägte kleine Münze.