Linzer Pfadfinder erkunden die Welt der Fledermäuse in der Pfarrkirche Meggenhofen.
Ausgabe: 2016/24
14.06.2016 - Paul Stütz
Ein leises Piepen ist zu hören, ein paar Flügelchen blitzen hinter den Dachstreben hervor. Gebannt schauen die Mädchen und Burschen der Pfadfindergruppe Linz-Ebelsberg nach oben. Mit ihren Taschenlampen haben sie gerade ein verborgenes Tierreich entdeckt: Die Kolonie der Kirchen-Fledermäuse von Meggenhofen. Forscherin Isabel Schmotzer hat ihnen vorher verraten, wo genau sie am muffig-warmen Dachboden suchen müssen. Rund 100 Fledermäuse haben in dieser Kirche ihr Quartier aufgeschlagen. Die Tiere sind menschenscheu und wenig erfreut über Besucher. „Es ist mir schon passiert, dass sie als Abwehrverhalten von der Decke herunterpieseln“, sagt Schmotzer. Doch die Meggenhofener Fledermäuse sind heute „brav“, sie verstecken sich nur und schimpfen leise vor sich hin, wie man ihre Geräusche deuten könnte. Grund zur Furcht ist das nicht, wie etwa die 10-jährige Pfadfinderin Leonie versichert, während sie die Treppe hochsteigt. „Ich habe nicht vor Fledermäusen Angst, sondern vor Spinnen“, sagt sie.
Nützliche Tiere
Wenn man Fledermäuse als tierische Nachbarn hat, ist das jedenfalls Grund zur Freude. Denn in der Nacht, wenn es auf Beutezug geht, frisst das fliegende Säugetier Fliegen und Gelsen in rauen Mengen. Dass diese Nahrung auch wieder ausgeschieden wird, ist am Kirchendachboden nicht zu übersehen. Der glitzernden Kot ist jedoch nicht giftig, dient sogar als Pflanzendünger. So nützlich die Tiere sind, so sehr sind sie gefährdet. Die Pfadfinder helfen den 28 heimischen Arten, die unter strengem Schutz stehen, mit einem groß angelegten Projekt. Gemeinsam mit ihren Pfadfinderfreunden hat Leonie in den letzten Monaten 60 kleine Behausungen für Fledermäuse gebastelt. Die Kasten-Quartiere hängen nun im Ebelsberger Schlosspark oder in privaten Gärten, wie sie erzählt. Oberösterreichweit werken 4500 Pfadfinder/innen für die Fledermäuse. Das früher eingesetzte Insektengift schadete den Fledermäusen besonders. Die Umweltsünden des vergangenen Jahrhunderts rächen sich bis heute. Erst langsam erholen sich die Bestände wieder. Was sie jetzt vor allem brauchen, sind geeignete Quartiere, wie sie nicht zuletzt alte Pfarrkirchen bieten. In diesen sollten Ein- und Ausflugsöffnungen nicht geschlossen werden, damit die Fledermäuse ungehindert raus- und reinkommen. So kann ein Gotteshaus zum Paradies für Fledermäuse werden.