Maria Fellinger-Hauer bespricht in der Literaturreihe der KirchenZeitung Bücher von Christine Haidegger und Christine Mack.
Ausgabe: 2016/20
18.05.2016
Luftschutzkeller, Fliegeralarm, Soldat, vermisst, verboten – am Anfang sind es die Wörter, die Irene nicht versteht und die sie faszinieren. Irene ist zehn Jahre alt und lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter, einer Deutschen, im Salzburg der unmittelbaren Nachkriegszeit. Brav sein und nicht auffallen, scheint das wichtigste Erziehungsziel in der Atmosphäre des Wiederaufbaus und des kollektiven Verdrängens. Für die kluge und neugierige Irene ist das schwer. Besonders im Internat, wo ein strenges Regiment geführt wird. Die Salzburger Schriftstellerin Christine Haidegger erzählt Irenes Geschichte aus der Perspektive des Kindes. Entwaffnend ehrlich und bei aller Ernsthaftigkeit der Thematik immer wieder ziemlich humorvoll. Eine dankenswerte Wiederentdeckung aus 1979. Christine Haidegger, Zum Fenster hinaus. Eine Nachkriegskindheit, Otto Müller 2016, 289 S., € 21,–
Drei Schwestern stehen im Mittelpunkt dieses kurzen Romans. Als Kinder unzertrennlich, finden Anni, Josefa und Kathi ihren je eigenen Weg in die Selbständigkeit. Eine wird Sozialarbeiterin, die andere übernimmt den elterlichen Hof und die Dritte zieht in die Stadt und begibt sich auf das politische Parkett. Ohne Entfremdung voneinander geht das Erwachsenwerden nicht. Mit psychologischem Geschick und in einfacher und klarer Sprache wirft die Autorin Schlaglichter auf für die Schwestern bedeutsame Szenen der gemeinsamen Kindheit. So entsteht ein plastisches Bild einer Großfamilie auf einem Mühlviertler Bauernhof in den 70er Jahren, das repräsentativ ist für viele ländliche Familien in dieser Zeit. Christine Mack, Solange wir träumen, Picus 2016, 184 S., € 20,–