Zum Teil sehr heftig haben Vertreter der römisch-katholischen Kirche die Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare durch den Verfassungsgerichtshof (VfGH) kritisiert. Die Regelung gilt ab 1. Jänner 2019.
15.12.2017
Kardinal Christoph Schönborn, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, fand überraschend scharfe Worte: „Es ist beunruhigend, dass sogar die Verfassungsrichter den Blick verloren haben für die besondere Natur der Ehe als Verbindung von Mann und Frau. Sie ist wie keine andere Beziehung geeignet, Kinder hervorzubringen, zu hüten und aufzuziehen und damit die Generationenfolge zu sichern.“
„Keimzelle“
Österreichs Familienbischof Klaus Küng sagte: „Es schmerzt, dass sich die Bedeutung der Ehe als Verbindung von Mann und Frau nun nicht mehr im staatlichen Rechtsverständnis in ihrer Exklusivstellung als ‚Keimzelle der Gesellschaft‘ ausdrückt.“ Als Leidtragende des Urteils sieht Küng die Kinder. Johannes Reinprecht, Direktor des Instituts für Ehe und Familie der Bischofskonferenz, schrieb: „Hier hat eine oberste Instanz unseres Staates eine Grundfeste des Menschseins und unserer Gesellschaft verkannt und Grenzen überschritten.“ Für die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer, ist nach dem Entscheid des Verfassungsgerichtshofes die Kirche gefordert, „die Bedeutung und den Wert der sakramentalen Ehe ins Zentrum zu rücken und deutlich zu machen“. Wenn man sich die Reaktionen auf den VfGH-Entscheid ansieht, werde deutlich, dass offenbar auch viele Katholiken die kirchliche Auffassung vom Wesen der Ehe nicht mehr uneingeschränkt teilen. Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes, sagte, er nehme die Entscheidung zur Kenntnis, sie sei für ihn aber „nicht nachvollziehbar“.
Evangelische Kirchen
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker begrüßte – wie die evangelisch-reformierte Synode – die „Ehe für alle“. Lediglich die Evangelische Allianz, ein Zusammenschluss evangelikaler Gemeinschaften, protestierte dagegen. Unterdessen votierte in Australien das Repräsentantenhaus für die „Ehe für alle“: Von 150 Abgeordneten stimmten vier dagegen.