Kapelle für den blinden Andreas: „Das war mein größter Wunsch“
Kapellen entstehen oftmals aus Dankbarkeit für Heilung oder Rettung aus großer Not. Die jüngste Kapelle in St. Pantaleon-Erla (NÖ) verweist auf ein anderes Wunder: jenes der tiefen Mitmenschlichkeit eines ganzen Ortes.
Ausgabe: 2014/39
23.09.2014 - Paul Stütz
Kapellen entstehen oftmals aus Dankbarkeit für Heilung oder Rettung aus großer Not. Die jüngste Kapelle in St. Pantaleon-Erla (NÖ) verweist auf ein anderes Wunder: jenes der tiefen Mitmenschlichkeit eines ganzen Ortes. Alle halfen mit, um den Traum des 17-jährigen fast blinden Andreas Stross zu verwirklichen: eine eigene Kapelle im Garten. Ein Nachbar bot Unterstützung bei den Tischlerarbeiten an, andere mauerten eifrig oder werkten beim Dachstuhl mit. „Es fällt mir schwer, jemand speziell zu danken, weil so viele mitgeholfen haben“, sagt die Mutter des mehrfach behinderten Jungen, Ulli Stross. Angefangen hat das Projekt mit einer Modellkirche aus Karton, die mit der Zeit dann doch zu klein wurde. „Die Kapelle war mein größter Wunsch“, erzählt Andreas, als ihn die KirchenZeitung an seinem Arbeitsplatz in der Caritas-Blindenwerkstätte St. Elisabeth in Linz trifft. Er führt das Album mit den Einweihungsfotos ganz nahe an sein Gesicht, um etwas zu erkennen. Die Bilder machen deutlich, wie ergriffen die Festgäste sind. Ein paar haben Tränen in den Augen. Dechant Johann Zarl und Diakon Manuel Sattelberger aus St. Valentin, der Pfarrer von St. Pantaleon Franz Brandstetter und viele mehr waren da. Andreas lächelt zufrieden, als er von seiner kleinen Kirche berichtet, die dem heiligen Franziskus geweiht ist: „Ich bin immer nach der Arbeit in der Kapelle. Da fühle ich mich einfach wohl.“
Andreas betet für andere
Andreas feiert dort für sich selbst Gottesdienste. Sogar einen kleinen Kirchenchor hat er aus Freunden, Nachbarn und Verwandten installiert. Bewegend ist, wie sich der 17-Jährige im Gebet für die Anliegen seiner Mitmenschen einsetzt. Wenn er in seiner Kapelle ist und singt, steckt er die ganze Nachbarschaft mit seiner Herzlichkeit an. Dechant Johann Zarl, in dessen Pfarre Andreas einmal im Monat ministriert, sagt: „Man kann von Andreas nur lernen. Er hat mehr Gespür für andere und macht uns durch seine Art sehend.“ P.S.