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Die Heim-Weltmeisterschaft in Linz im Oktober 2016, das war – sportlich gesehen – bisher ihre größte Herausforderung. Bettina Plank kam als Europameisterin hin – und eroberte Bronze.
Karate gehört zum Lebensalltag der gebürtigen Vorarlbergerin, seit sie neun war. Die Mama hätte sie zwar lieber in der Ballett-Schule gesehen, hat sich dann aber doch dem Wunsch Bettinas gebeugt. Dafür hat sich Papa sehr gefreut.
So sieht er aus, der Alltag einer Spitzensportlerin: Vormittags Training im Heeresleistungszentrum auf der Gugl in Linz – mehrere Stunden. Am Nachmittag und Abend Fachhochschule für soziale Berufe – und an den meisten Wochenenden Wettkampf: Entweder bei den nationalen Meisterschaften oder bei internationalen Bewerben. Bettina Plank lernt auf den Wettkampfreisen mit dem Nationalteam die Welt kennen.
Es war in der Wettkampfpause während der Weltmeisterschaft: An einem Stand wurde Fair-Trade-Kaffee angeboten. Da kam Bettina ins Gespräch mit Franz Hehenberger von der kirchlichen Entwicklungsorganisation SEI SO FREI. Seitdem ist Bettina auch eine Botschafterin für eine gerechtere Welt geworden. Mit Niederlagen musste auch Bettina immer wieder umgehen lernen. Aber auch die Welt ist nicht immer so, wie man sie gerne hätte. Da sucht sie nach den Gründen, dem Punkt, den man verbessern kann. Nicht nur für sportliche Siege will Bettina kämpfen, sondern auch für eine gerechtere Welt. Bei ihren Reisen in die verschiedenen Länder zu den Wettkämpfen erlebt sie, wie gut wir es hier in Österreich haben – und dass hinter den Arenen der heilen Welt längst nicht alles in Ordnung ist. Zwei Minuten nur dauert ein Karate-Kampf. Da triffst du deine Entscheidungen in Sekundenbruchteilen. Ganz wach, absolut bereit muss man sein, innerlich und äußerlich. Karate liebt Bettina über alles, aus Leidenschaft, trotz aller Anstrengung und der vielen Dinge, die sie dafür zurückstellen muss.
Zwei Praktika hat Bettina zuletzt gemacht: Bei einem arbeitete sie mit unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen. „Das hat mir voll getaugt“, sagt Bettina. Vor einem zweiten Praktikum hatte sie Bauchkribbeln: Es ging um die Arbeit mit behinderten Kindern. Doch ihre Befürchtungen, ob sie das schaffen würde, waren gleich dahin. „Die Kinder haben es mir leicht gemacht“, erzählt sie. Vielleicht lässt sich beides verbinden: Karatesport und Sozialarbeit. Das wäre der Traum, wenn Bettina an die Zukunft denkt. Respekt vor dem anderen. Das lernt man bei Karate. Die Gegnerinnen verbeugen sich voreinander. Das ist ernst gemeint – und es ist ihr auch sonst wichtig. Gerechtigkeit auch. Und was richtig und falsch ist. Man muss trainieren für dieses Gespür – im Sport, im Leben, meint Bettina. Für das Gespräch mit der KirchenZeitung ist Bettina schon im März in die Redaktion gekommen. Ein nächster großer Wettkampf stand bevor: das Premier League-Turnier in Dubai. Bettina reiste als Titelverteidigerin an. Am 2. April, war das Finale. Bettina hat erneut gewonnen. Sie scheint gut vorbereitet auch für die nächste Europameisterschaft. Da geht es im Mai nach Kocaeli in die Türkei.
Zur Person
stammt aus Feldkirch in Vorarlberg. Sie übt Karate aus, seit sie neun ist. Mit 16 Jahren wurde sie in das Nationalteam aufgenommen. 2015 übersiedelte sie nach Linz, hier studiert sie an der Sozial-Fachhochschule. 2015 wurde Bettina Plank Europameisterin in der 50kg-Klasse, 2016 eroberte sie Bronze bei der Weltmeisterschaft in Linz.
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