Als Johann W. Goethe zwischen 1786 und 1788 Italien bereiste, war die antike griechische Stadt Paestum mit ihren mächtigen Tempeln eben wiederentdeckt geworden. 164 Leserinnen und Leser der KirchenZeitung erlebten im Süden Italiens viele Verbindungslinien zwischen Nord und Süd.
Ausgabe: 2015/9, KirchenZeitungs-Reise, Italien, Bari, Patre Pio, San Moscati, Vieböck, Füreder, Schmidinger, Fellinger, Vesuv
24.02.2015
Knapp eineinhalb Stunden dauerte für 164 Leserinnen und Leser der KirchenZeitung der Flug von Linz in die apulische Stadt Bari im Süden Italiens. Hätte die Reise vor 800 Jahren stattgefunden, man hätte nicht einmal eine Landesgrenze überschreiten müssen. Unter dem letzten großen Stauferkaiser Friedrich II. waren die Lande nördlich der Alpen und südlich der Alpen vereint – und überall stößt man im Süden Italiens auf seinen Namen. Castel del Monte, das Schloss auf dem Berg, ist eines der eindringlichsten Zeugnisse: Das Oktogon thront als Weltkulturerbe weithin sichtbar über dem Land.
In zwei Welten
Apulien im Osten und Kampanien im Westen waren Ziel der KirchenZeitungs-Reise. Die Verbindungen zwischen den Landen nördlich und südlich der Alpen sind auch heute noch intensiver, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Weit weg vom wirtschaftlich starken Norden Italiens hatte es der Süden schon immer schwer, sich zu behaupten. So kam es, dass viele ihre Heimat verlassen mussten – als Gastarbeiter. Zu den etwa fünf Millionen Apuliern, die in der Heimat vor allem in der Landwirtschaft und – erst in jüngerer Zeit – im Tourismus ihren Lebensunterhalt verdienen, kommen fünf weitere Millionen hinzu, die im Ausland leben. Vor allem nach Deutschland sind viele ausgewandert, ebenso nach Amerika. Die Familie Antonios, einer der Reiseführer, ist ein leibhaftiges Beispiel: Seine Eltern wanderten in den Fünzigerjahren aus, weil sie daheim keine Arbeit fanden. Sie lebten in Köln – für 45 Jahre. Antonio wurde dort geboren. Die Mutter war Analphabetin – und hat sich dennoch behaupten können, hat Antonio großen Respekt vor ihr. Ein Teil der Familie lebt noch in Deutschland, Antonio ist mit den Eltern zurückgekehrt nach Apulien und lebt mit seiner eigenen Familie hier – als Reiseführer. Vielleicht werden die Ölbäume, die er vom Vater geerbt hat, etwas abwerfen, wenn das Reisen eines Tages zu mühsam wird.
Offenes Land
„Wir Apulier können nicht fremdenfeindlich sein, denn viele von uns sind selbst Fremde gewesen.“ Das hat Antonio aus seinem Leben in zwei Welten gelernt. Heute kommen Flüchtlinge aus Nordafrika im Süden Italiens an. Wenn am Rand der Straße bei der historischen Stadt Paestum in Kampanien Minderjährige als Bettelkinder oder zur Prostitution gezwungen etwas für das Überleben suchen, schmerzt ihn das tief. Vor allem, dass man diese Menschen in Europa nicht haben will. In Apulien wächst der beste Hartweizen, den man für die Nudelproduktion braucht. Mit 60 Millionen Bäumen ist Apulien das größte Olivenanbaugebiet Europas. Tomaten und Trauben auf Europas Märkten stammen oft von den apulischen Feldern. Die Wirtschaftsblockade für Russland hat die Bauern hier tief getroffen, noch dazu, wo wegen des schlechten Wetters die Erntemengen im Vorjahr um ein Drittel unter dem Durchschnitt lagen.
Nikolaus in Bari
Der hl. Nikolaus ist eine weitere Verbindungsgestalt zwischen dem Norden und dem Süden – und dem Osten, aus dem er kam. Jedes Jahr im Mai wird die Nikolausstatue aus der Basilika in Bari geholt und in einer Prozession zuerst durch die Stadt, dann auf einem Fischerboot durch den Hafen geführt. 60 Matrosen haben die Gebeine des hl. Nikolaus einst, in Schweinefleisch versteckt, nach Bari geschmuggelt.
Padre Pio und San Moscati
Menschen, die ihren Glauben und soziales Handeln verbunden haben, gibt es auch in neuerer Zeit. Für manche Reisende war San Giovanni Rotondo ein Hauptziel. Hier hat Padre Pio gewirkt, hier ist er 1968 gestorben. Neben der großen neuen Kirche, in der der Heilige bestattet liegt, steht eines der modernsten Spitäler Italiens. Padre Pio hat es mit Spendengeldern errichten lassen. In der Jesuitenkirche in Neapel liegt der hl. Josephus Moscati begragen: ein Arzt des 20. Jahrhunderts, der den Kindern Milch und Obst oder Fleisch verschrieben hat statt Medikamenten – und die Rechnungen dafür dann selber bezahlt hat. Im Dom, nicht weit davon enfernt, wird jedes Jahr im Mai und im September das berühmte „Blutwunder“ um den hl. Gennaro erwartet. Wenn es ausbleibt, bedeute das Unheil, glauben viele Neapolitaner. Für die Gruppe aus Oberösterreich war die Abschlussmesse in der Kirche von Frattamaggiore ein Höhepunkt. Hier liegen die Gebeine des zweiten Diözesanpatrons, des hl. Severin, begraben. In der Völkerwanderungszeit war dieser ein Vermittler zwischen der abziehenden römischen Bevölkerung an der Donau und den nachdrängenden Germanenstämmen. Er trug bei, dass dieser Übergang friedlich verlief – durch sein Wort und seine Taten. „Er ist ein moderner Heiliger“, so KiZ-Herausgeber Willi Vieböck in der Predigt.
Stimmen zur Reise
„Die hohen Erwartungen, die das Reiseprogramm in mir weckte, wurden bei Weitem übertroffen – nicht zuletzt durch die perfekte Organisation, die umsichtigen Begleiterinnen, die keine Wünsche offen ließen, die kompetenten und humorvollen Führer/innen, die geistigen Impulse und die Gottesdienste, die die große Gruppe Gemeinschaft erleben ließen. Ich hoffe, meine erste Reise mit der KirchenZeitung war nicht meine letzte!“
Maria Aschenberger, Neukirchen a. d. Vöckla
„Eine Reise bietet dann am wenigsten Reibungsfläche, wenn sie gut vorbereitet ist. Und das war bei dieser Reise der Fall. Sie war gekennzeichnet von großer Ruhe und Perfektion. Das betrifft nicht nur den Ablauf, sondern auch den Umgang der Reiseleitung mit den Gästen. Er war geprägt von Zuvorkommen und von Liebe. Das hat eine Offenheit erzeugt, die die Aufnahme der dargebotenen Fakten, Daten und Sehenswürdigkeiten gefördert hat. Wir waren ein saugfähig gemachter Schwamm. Die Auswahl der Sehenswürdigkeiten hat mir und meiner Frau sehr gefallen, weil sie so schön durchmischt war. Wir haben von den Reiseführer/innen viel erfahren, auch Kulinarisches aus dem Umfeld. Besonders hervorheben möchte ich die beiden Gottesdienstzelebranten Bischofsvikar Wilhelm Vieböck und Martin Füreder. Sie haben ihre Ruhe auf uns überströmen lassen. Für mich und meine Frau war es wohltuend, dass das Programm am Morgen mit einem Gebet begonnen wurde.“
Mag. Erich Schöller, Altheim
Zum Fotoblog >> (Weitere Fotos folgen)