Unter dem Titel „AI – das Andere Ich“ präsentiert das Ars Electronica Festival neben Technologie auch Kunst und Musik an zwölf Standorten. Johannes Braumann, Leiter des Robotiklabors der Kunstuni Linz, ist einer der Aussteller.
Ausgabe: 2017/36
05.09.2017 - Sophia Jelinek
Welche Projekte werden Sie beim Ars Electronica Festival präsentieren?Johannes Braumann: Wir haben insgesamt drei Projekte, die wir vom Robotiklabor betreuen. Das erste ist in Kooperation mit dem Studium Fashion and Technology, bei dem der Roboter Mode dreidimensional präsentiert. Das zweite Projekt ist eine Kooperation mit u19, das heißt „AI Music“, bei dem man auf einfachste Art Musik machen und dabei mit dem Roboter kommunizieren kann. Das dritte Projekt heißt „Robot Doing Nothing“ in Kooperation mit Emanuel Gollob. Das ist eine große Skulptur, die, durch die Anwesenheit der Leute gesteuert, quasi Seilskulpturen erzeugt.
Wie sieht die Zukunft für Menschen und Roboter aus? Wie werden uns Roboter im alltäglichen Leben unterstützen? Braumann: Bei den reinen Industrie-Robotern ist es wichtig, wie man diese in einer Firma einsetzt. Man muss nicht alles komplett automatisieren und nicht alle Leute durch Roboter ersetzen. Die Maschinen sind ja prinzipiell relativ dumm, sie machen nur das, was man ihnen sagt. Durch Sensoren können sie intelligenter werden. Die Autoindustrie ist da schon sehr nahe mit den selbstfahrenden Autos. Nehmen wir als Beispiel aus dem Alltag einen Firmenchef. Der hatte früher fünf Sekretär/innen, heute sitzt eine Person am Empfang für den menschlichen Kontakt und alles andere regeln Outlook und andere intelligente Dienste. Das wird aber beim Festival auch kritisch behandelt.
Müssen wir uns tatsächlich Sorgen um unsere Arbeitsplätze machen?Braumann: Es geht im Umfeld, in dem wir arbeiten, eher darum, Mehrwert zu schaffen und neue Projekte zu ermöglichen. Gerade Roboter in einer kreativen Industrie, da wird Innovation geschaffen, nicht ersetzt. Inzwischen sind wir so weit, dass es kaum mehr Arbeiter zu ersetzen gibt. Die universelle Antwort wird es aber nicht geben, das ist auch eher mehr Thema für die Wirtschaft und für Soziologen. Automatisierung ist im Kommen und da müssen wir als Gesellschaft darauf reagieren können.
Können Roboter die Kontrolle verlieren?Braumann: Wir können die Entscheidung der Maschinen nicht zu 100% nachvollziehen, aber im Endeffekt wird man die Forschung mit dieser Diskussion begleiten müssen. «
Diskussion um „Goldene Nica 2017“
Der Preis „Goldene Nica 2017“, der im Rahmen des Ars Electronica Festivals 2017 vergeben wird, geht in der Kategorie Hybrid Art an die Künstlerin Maja Smrekar für die Arbeit „K-9_toplogy“. Die Künstlerin ließ in ihre entkernte Eizelle die Körperzelle eines Hundes einsetzen. Das hat für Verwirrung gesorgt.
Christian Spieß, Professor für christliche Sozialwissenschaften an der KU Linz, meint dazu: „Die K-9_toplogy stellt die Sonderstellung des Menschen und den modernen humanistischen Freiheitsoptimismus in Frage. Damit ist das Kunstwerk auch ein Angriff gegen die menschliche Hybris. Es stellt ein fundamentales Problem der Gegenwart in drastischer und auch plakativer Art und Weise dar. Es kann und muss uns Anlass zu Besorgnis, Nachdenklichkeit, Traurigkeit sein über unsere eigene ‚Humanität‘. Denn ein Skandal ist es, dass wir es als Menschen nicht schaffen, die Erde für alle Menschen human zu gestalten.“