Um sich im Musikbusiness zu behaupten, braucht es Risikobereitschaft und harte Arbeit. Die Jungs der Band „Solarjet“ erzählen, wie sie dennoch mit Leidenschaft ihren Traum vom Leben für die Musik verwirklichen.
Wie viel Arbeit steckt wirklich hinter eurem Erfolg als Band? René Podesser: Wir haben alle unsere Jobs und Ausbildungen stehen und liegen gelassen, um uns voll der Musik zu widmen. Seither sind wir ständig unterwegs und arbeiten viele Stunden auf der Bühne, abseits der Bühne, im Studio und im Büro. Im Musikbusiness in Österreich wird dir gar nichts geschenkt!
Wie motiviert ihr euch bei so vielen Konzerten, jedes Mal auf der Bühne alles zu geben? Manuel El-Tohamy: Musik ist unser aller Leidenschaft, deshalb sind die Konzerte eigentlich die Belohnung unserer Arbeit. René: Für mich sind die Zeiten ohne Konzerte schwieriger. Wenn ich nach Monaten wieder einmal meine Wohnung bei Tageslicht sehe, dann muss ich mich bewähren! Oder wenn wir stundenlang im Studio sind und noch keine Ahnung haben, ob das, was wir machen, cool ist. Die Konzerte sind für uns wichtig, weil wir dort direkt etwas zurück bekommen.
Ist es für die Musik wichtig, dass man sich innerhalb der Band gut versteht? Manuel: Eine Band entsteht nicht dadurch, dass man fünf Musiker zusammenwürfelt und diese Covers spielen lässt. Für eine besondere Dynamik muss man sich wirklich kennen und wissen, wie die anderen auf der Bühne reagieren.
Wie entstehen eure Songs? René: Eigentlich wissen wir es nicht, weil wir nicht mit irgendeinem Schema anfangen. Manchmal proben wir dreimal und es entsteht nichts und wir denken uns: OK, das war’s jetzt. Aber dann proben wir einmal und haben drei neue Songs. Meistens beginnt es damit, dass wir gemeinsam spielen. Der Großteil der Texte entsteht beim Zähneputzen oder unter der Dusche – wirklich! Und im Proberaum natürlich.
Was sind die Grundthemen, die sich durch eure Musik ziehen? René: Wir wollen einen internationalen Sound, aber deutsche Texte, weil das die Sprache ist, die wir miteinander reden. Die Texte sind aus dem Leben und oft melancholisch und nachdenklich, aber immer hoffnungsvoll. Wir drücken uns in erster Linie selber aus, sozusagen Eigentherapie. Wenn aber jemand unsere Musik hört, sich verstanden fühlt und danach besser lebt, dann ist das für uns das coolste Lob.
Ist es schwierig, vielen Menschen so persönliche Dinge zu offenbaren? René: Man gibt etwas preis und wird sofort bewertet. Zum Glück ist es noch nicht passiert, dass dem Publikum etwas nicht gefällt. Immerhin geht es da um unser Innerstes! Es ist nicht leicht, aber alles andere macht für mich keinen Sinn, das wäre nur Lärm. Manuel: Ein guter Songwriter schafft es, etwas von sich zu zeigen, aber nicht zu offensichtlich. Er spricht nicht nur für sich, sondern lässt Raum, damit die Menschen interpretieren können.
Wie wirkt sich euer christlicher Hintergrund auf eure Musik aus? René: Wir sind überzeugte Christen, aber wir sehen uns nicht dazu berufen, von einer Kirche zur nächsten zu fahren. Wir wollen trotzdem gute Musik machen. Dennoch sind wir insofern eine christliche Band, als es unser Lebensstil ist. Und wenn wir über unser Leben singen, dann hat der Glaube natürlich seinen Stellenwert und es geht nicht nur um Sex, Drugs und Rock’n’Roll.
Was braucht es, damit es eine Band schafft, von der Musik zu leben? René: Du musst aussehen wie eine Boygroup (lacht). Christian Herbst: Es braucht Ausdauer und Motivation, um bis zu dem Punkt zu kommen, wo sich die Frage stellt: Ist es nur ein Hobby oder willst du davon und dafür leben? Dann muss man den entsprechenden Schritt machen. René: Im Musikbusiness ist unser Zugang: „Ein dickes Fell zulegen, ohne abzustumpfen“, weil es wirklich oft ein schmutziges Geschäft ist. Als Künstler muss man aufpassen, dass man trotzdem noch mit Herz dabei ist. Christian: Das dicke Fell braucht es, weil alles sehr persönlich ist. Schließlich geht es um unsere Musik, in die wir unser Herzblut hineinlegen. Mit der Zeit lernten wir aber, wie eine Absage nicht zu nahe geht und dass sie oft gar nichts mit uns als Menschen zu tun hat.
Was ist noch von Vorteil? Manuel: Wie in allen anderen Jobs braucht man Geduld und Zeit, um sich einzuarbeiten. Viele glauben, dass eine Band ganz einfach ist: „Ich spiele ein Instrument, du auch, also spielen wir zusammen.“ Aber es dauert einfach, bis etwas Gutes entsteht. Ich denke an ein Eheversprechen: in guten wie in schlechten Zeiten. Wenn man sofort aufhört, wenn es gerade nicht passt, dann hat eine Band keine Zukunft. Aber wenn man die schlechten Zeiten übersteht, dann kommen auch die guten wieder. Nur so macht man Fortschritte!