In der Linzer JugendKirche macht die Leistung Pause
Klemens Hager versucht junge Menschen in Linz für die neue Jugendkirche zu begeistern. Warum er dafür Liegestühle in die Kirche stellt, erklärte er der KirchenZeitung.
Nicht einmal drei Prozent der katholischen Jugendlichen werden in Linz durch regelmäßige pfarrliche Jugendarbeit erreicht. Der große Rest, die 97 Prozent, bezeichnet Klemens Hager als „ein noch unbeackertes Feld“. Diesen „Hoffnungsmarkt“ bearbeitet Hager gemeinsam mit weiteren hauptamtlichen Jugendleitern seit vergangenem Herbst mit der „JugendKircheLinz“. Beheimatet ist das Projekt in der Stadtpfarrkirche Urfahr, die aufgrund ihrer zentralen Lage, idealen Größe (nicht zu groß, nicht zu klein) und jugendgerechten Bestuhlung ausgewählt wurde.
Auszeit vom Schulstress
Klemens Hager ist davon überzeugt, dass junge Menschen auf der Suche sind nach „Inseln im stressigen Alltag“. Die Kirche könne so ein Ort sein, auch für Jugendliche, die mit der Kirche wenig am Hut haben. „Es ist ein klares Zeichen für die Jugend, dass ein sakrales Gebäude in spezieller Art und Weise geöffnet wird.“ So kann es schon vorkommen, dass die Besucher/innen der Jugendkirche in einem Liegestuhl Platz nehmen können. Sich quasi mitten in die Kirche zu legen sei nicht als Provokation zu verstehen, betont Hager. Vielmehr geht es ihm um einen Perspektivenwechsel: „Durch das Hinsetzen kommt man bei Gott an“. Zum anderen soll mit dem Liegestuhl deutlich werden, dass die Kirche ein Ort ist, wo die Leistungsgesellschaft Pause macht. Die Jungen sollen bestärkt aus dem Gottesdienst gehen, eine positive Kirchenerfahrung machen, so die Idee.
Dialog in der Messe
Eine riesige Chance sei es, mit unüblichen Methoden zu experimentieren, meint Klemens Hager. „Der Zugang soll möglichst niederschwellig sein.“ Gottesdienst-Themen werden bei der Jugendkirche oftmals im Stationenbetrieb und im Dialog behandelt. Jugendkultur wird nicht aus dem Kirchenraum verbannt, sondern direkt einbezogen. Wie zuletzt im Advent – als die Jugendlichen im Gottesdienst aufgefordert wurden, ihr Handy zu zücken, um in die Rolle des Erzengels Gabriel zu schlüpfen und Weinachten per SMS zu verkünden. Jeden Mittwoch gibt es am Abend einen spirituellen Wochenimpuls. Zuvor und danach wird „gechillt“, aktuelle Hitparadenlieder gesungen und gequatscht. Dabei wird der Kirchenraum sehr vielfältig genutzt. So umfasst die Jugendkirche neben den Gottesdiensten etwa auch Theaterimprovisations-Workshops. Erste Erfahrungen zeigen, dass das Konzept Jugendkirche funktioniert. Allein vor Weihnachten besuchten 300 Berufsschüler/innen und drei weitere Schulklassen das adventliche Engel-Fotoshooting. An den Sonntagabend-Gottesdiensten können bis zu 50 jugendliche Teilnehmer/innen erreicht werden. Hager dazu: „Ich bin überzeugt, dass es uns die JugendKircheLinz ermöglicht, positive Anker im Leben der Jugendlichen zu setzen; kleine, fast unscheinbare Senfkörner, die dann aufgehen, wenn es an der Zeit ist.“ Ob die Jugendkirche nach diesem Arbeitsjahr fortgesetzt wird, soll dann im Frühjahr entschieden werden.
Jeden Mittwoch gibt es um 18 Uhr jam&chill-Sessions in der JugendKircheLinz. Danach ab 19 Uhr ein spiritueller WochenImpuls.
Jeden ersten Sonntag im Monat um 19 Uhr findet die xperience, eine neue Form des Jugendgottesdienstes, statt.