Sie kamen nach Österreich und mussten sich auf eine neue Kultur, eine neue Sprache einlassen: Fünf Autor/innen erzählen im Buch „Ankommen“ über ihr Schreiben, über den Begriff „Heimat“ und das Fremdsein.
Ausgabe: 2015/41, Dinev, Schwens-Harrant
07.10.2015 - Christine Grüll
„Du hast keine Geschichte, weil du, auch wenn du auf der Straße gehst, niemanden siehst, der dich kennt“, sagt Dimitré Dinev. Der Autor kam vor Jahrzehnten von Bulgarien nach Österreich. Die Gesetze und die Feindbilder, die Medien von Flüchtlingen produzieren, empfand er als etwas, das absichtlich das Leben von hier Ankommenden erschwert. Seine Rettung waren jene Menschen, die nach dem Gesetz der Barmherzigkeit gehandelt haben, sagt Dimitré Dinev. Er schreibt auf Deutsch, das nicht seine Muttersprache ist. Das verbindet ihn mit Schriftsteller/innen wie Anna Kim, Radek Knapp, Julya Rabinowich und Michael Stavaric. Mit ihnen hat Brigitte Schwens-Harrant für das Buch „Ankommen“ Gespräche geführt über das „Umgetopft“ Werden, das eigene Ich oder Heimat. Wenn Heimat als starres Konzept der Einsprachigkeit, der „Einkulturalität“ präsentiert werde, entspreche das nicht der Wirklichkeit, sagt zum Beispiel Anna Kim: „Jeder von uns muss viele kulturelle Einflüsse verarbeiten, allein dadurch, dass man sich etwa Filme von und über fremde Kulturen ansieht oder verreist ... Allein die Vorstellung, Kultur sei homogen, ist ein großer Unsinn.“
Literatur und Widerstände
Das Buch führt sehr persönlich die Widerstände vor Augen, die die Autor/innen überwinden mussten, manchmal bis zur Bedrohung der eigenen Existenz. Zur Sprache kommt aber auch die Entstehung von Literatur und ihre Wirkung. „Jesus hätte nichts vermittelt, wenn er nicht in Gleichnissen geredet hätte“, sagt Dimitré Dinev: „Er erzählt Geschichten. Das ist ganz wichtig.“