Jugendliche der Pfarre Weibern haben alte Menschen über ihre Lebensgeschichten befragt. Entstanden sind Fotobücher, die kürzlich im übervollen Pfarrsaal präsentiert wurden und die künftig in der Gemeindebücherei zu entlehnen sind.
Ausgabe: 2017/08, Biografien, Senioren
21.02.2017 - Josef Wallner
Den Anstoß gab der Jugendausschuss der Pfarre, die Arbeit lag dann bei den jungen Leuten selbst. Dreizehn Jugendliche, zwei davon Burschen, haben sechs alte Menschen interviewt und mit ihnen über prägende Begegnungen und Erfahrungen ihres Lebens gesprochen. Natürlich hat die Geschichte- und Russisch-Studentin Anna Kleinpötzl vieles über ihre Großmutter Franziska gewusst, aber das „Lebensgeschichte-Projekt“ hat ihr nochmals einen neuen Blick auf deren Leben eröffnet: „Es ist bewundernswert, wie stark sie sein musste.“ Nach dem frühen Tod ihres Mannes rieten ihr alle, die Landwirtschaft zu verpachten. Franziska Kleinpötzl entschied sich anders und übernahm selbst die Verantwortung für den Hof. Von Menschen wie Frau Kleinpötzl kann man für heute viel lernen, betont Viktoria Watzinger. Für die Medizinstudentin ist beeindruckend, dass damals Menschen, die selbst wenig besaßen, eine offene Tür für Flüchtlinge und Soldaten hatten, die auf dem Weg nach Hause waren. „Da sieht man: Zusammenhalt ist wichtig und einander zu helfen, ist wichtig“, so Watzinger.
Bei Bettina Zellinger haben sich besonders die Erzählungen ihrer Großmutter Maria über den Krieg eingeprägt: wie die Kinder bei Fliegeralarm von der Schule heimgeschickt wurden und sich am Weg nach Hause hinter Bäumen versteckt haben – voller Angst, entdeckt zu werden.
Auch Enkelin Bettina kannte wie Anna Kleinpötzl die Familiengeschichte ihrer Großmutter, aber es war trotzdem viel Neues dabei, so die Studentin Bettina Zellinger: „Gerade die Kriegserfahrungen dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Sie sind ein Mahnmal. Wir müssen gut auf diese Worte aufpassen.“ Die Krankenpflegeschülerin Laura Willich beeindruckt der Lebenswille von Frau Zellinger: „Wie die bald 85-jährige Frau es geschafft hat, trotz aller Schwierigkeiten zu einer Lebenszufriedenheit zu finden, ist berührend.“