Das Buch ist zwar schon 2014 erschienen. Die bevorstehenden Gedenktage um die Befreiungsfeiern Anfang Mai lohnen, danach zu greifen. Die russisch-ukrainische Schriftstellerin Katja Petrowskaja, später nach Berlin ausgewandert, geht ihren eigenen Spuren nach. Diese führen sie nach Babi Jar in Kiew, wo 1941 innerhalb von nur zwei Tagen 33.771 jüdische Frauen, Männer und Kinder, die nicht rechtzeitig aus der Stadt geflohen waren, ermordet wurden. Petrowskaja führt die Verwobenheit des Schreckens vor Augen. Der Weg führt auch nach Mauthausen und schließlich Gunskirchen, wo der Großvater gefangen war und zeitlebens nie mehr darüber gesprochen hat.
Katja Petrowskaja, Vielleicht Esther. Roman, Suhrkamp/Insel Verlag 2014, 285 Seiten, € 20,60.
Man schießt und weint
Krieg aus der Nahperspektive. Israelische junge Männer haben das erlebt im Sechstagekrieg von 1967. In der Weltberichterstattung war es ein schneller Krieg, mit einem überwältigenden Sieg gegen die arabischen Nachbarstaaten. Amos Oz und Avraham Shapira haben viele Gespräche mit den jungen Soldaten geführt, die dabei waren und die erzählen, wie sie das alles erlebt haben: Wie sie wie aus heiterem Himmel die ersten Toten sahen, wie der Krieg auf einmal sein wirkliches Gesicht zeigte. Diese Gespräche mit israelischen Soldaten wurde mitten in den Siegelstaumel hinein veröffentlicht. Sogar ihr Empfinden für die Soldaten von der anderen Seite. Das Buch erzählt auch davon, wie schnell oberflächlich wieder der Alltag die Herrschaft antritt.
Amos Oz, Avraham Shapira. Man schießt und weint. Westend Verlag 2017, 360 Seiten, € 24,–.