Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren haben wir rund 700.000 Stunden zur Verfügung. Davon verschlafen wir etwa ein Drittel, mit Arbeit inklusive Berufsausbildung verbringen wir etwa 14 Prozent, bleiben 53 Prozent als Freizeit.
Ausgabe: 2017/33
14.08.2017 - Albert A. Feldkircher
Noch nie in der Geschichte hatten wir so viel Freizeit zur Verfügung. Aber ist das wirklich „freie Zeit“? Nein. Denn rund 90 % davon verbrauchen wir für tägliche Verrichtungen wie Essen, Einkaufen, Körperpflege, soziale Verpflichtungen usw.*
Die gesellschaftlichen Veränderungen
Zweck und Gestaltung der Freizeit sind geprägt vom gesellschaftlichen Wandel. Bekannt ist der Begriff „Freizeit“ seit dem 16. Jahrhundert. Zur Zeit der Reformation machte die protestantische Ethik keinen Unterschied zwischen Privat- und Arbeitsleben: Das Leben insgesamt wurde als Dienst an Gott und der Gemeinschaft gesehen. In der Industriegesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts diente die Freizeit vor allem der Erholung von der schweren körperlichen Arbeit. In den vergangenen 90 Jahren wurde die Wochenarbeitszeit in Europa halbiert und der Urlaubsanspruch auf durchschnittlich fünf Wochen angehoben. Also mehr Freizeit. Unsere heutige Gesellschaft ist von einem hohen Grad an Individualisierung geprägt, das wirkt sich auf das Freizeitverhalten aus: zunächst in vielerlei Freizeitaktivitäten wie Sport, Weiterbildung, kulturelle Angebote nutzen, mit Freunden etwas unternehmen. Etwas fällt mir in der Umfragestatistik des Wiener Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung auf: 43 Prozent (!) der regelmäßig ausgeübten Freizeitaktivitäten der Österreicher/innen fallen in den Bereich des Medienkonsums: fernsehen, Radio hören, Zeitung lesen, telefonieren, DVD schauen, Internet nutzen.
Wie nützen wir unsere freie Zeit?
Obwohl unsere Freizeit heute die Hälfte unserer Lebenszeit einnimmt, bleibt uns verhältnismäßig wenig wirklich freie Zeit, die wir selbstbestimmt für uns nützen können. Die Gestaltung dieser „Qualitätszeit“ sollte von unseren Werten und Bedürfnissen bestimmt sein: Gesundheit, Gespräche, Beziehungspflege.
Mein Tipp
Zeichnen Sie einen Kreis und tragen Sie in Form von Kuchenstücken Ihr Wochen-Zeitpensum ein. Alles. Und sehen Sie, was Ihnen selbst an frei verfügbarer Zeit verbleibt. Und was Sie damit machen. Wenn Sie damit zufrieden sind, gut. Wenn nicht, wünsche ich Ihnen den Mut, etwas zu ändern. Die beste Zeit dazu ist: jetzt! «
* Quelle für die statistischen Zahlen: Institut für Freizeit- und Tourismusforschung, Wien, Peter Zellmann.