Ende August heiratete eine meiner besten Freundinnen aus der Schulzeit. Es war ein besonderes Ereignis: Nicht nur, weil die Hochzeit in Italien stattfand, sondern auch, weil die Braut mit 22 Jahren im Vergleich zum durchschnittlichen Heiratsalter ziemlich jung war.
Schon oft wurde ich mit der Meinung konfrontiert, dass mit der Ehe die Jugend endgültig vorbei sei und der Ernst des Lebens beginne. Verena Spießberger, die am 30. August 2014 geheiratet hat, kann das nicht bestätigen. Für sie und ihren Mann Matteo Bottini (29) bedeutet Ehe, einander zu versprechen, immer zusammen zu bleiben – auch in schwierigen Situationen. „Im Alltag ändert sich aber nicht viel. Die Hochzeit bringt nicht das ganze Leben durcheinander!“ Dennoch stellt sie schon nach ein paar Tagen fest, dass es ein anderes Gefühl ist, Ehemann und Ehefrau zu sein: „Wir fühlen uns mehr verbunden.“
Beziehung zu dritt
Für Verena und Matteo war es wichtig, kirchlich zu heiraten. „In unserer Beziehung sind wir nicht zu zweit, sondern zu dritt, weil wir glauben, dass es jemanden gibt, der aufpasst, dass alles gut läuft“, erzählt Verena. Sie begann erst durch ihre Beziehung mit Matteo, regelmäßig in die Kirche zu gehen. Mittlerweile ist der Meinungsaustausch nach der Messe wichtig geworden, auch wenn es manchmal zu heftigen Diskussionen kommt: „Es ist etwas, das wir gemeinsam machen und das uns weiterbringt.“
Segen von oben
Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, die in der Ehevorbereitung für die Diözese Linz tätig ist, berichtet, dass sich fast alle Brautleute durch das Ja-Wort mehr Stabilität für ihre Beziehung erwarten. Und obwohl sich die standesamtliche und die kirchliche Ehe in ihren Grundsätzen sehr ähnlich sind, gibt es für die Paare einen großen Unterschied: Das eine sei „nur“ eine Unterschrift, während das andere echt, verbindlich, einmalig ist und feierlich-mysteriösen Charakter hat. Viele erhoffen sich einen „Segen von oben“ und haben das Gefühl, dass ein Versprechen vor Gott länger hält als nur vor dem Standesamt.
Eheleben vor der Heirat
2013 betrug das Durchschnittsalter bei der ersten Hochzeit für Frauen 29,8 und für Männer 32,2 Jahre (Statistik Austria). Ein Grund dafür ist, dass Heirat, Haus und Kinder von den meisten jungen Erwachsenen als Gesamtpaket mit variabler Reihenfolge gesehen wird: Während sie damit beschäftigt sind, einen gesicherten Beruf zu erlangen und ein gemeinsames Heim zu schaffen, bleibt für eine Hochzeit keine Zeit übrig. Deshalb ist sie oft der Schlussstein, wenn alles andere schon komplett ist. Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer betont aber, dass die gelebte Ehe nicht erst am Hochzeitstag beginnt: Im Schnitt seien die Paare bei der Ehevorbereitung sieben Jahre zusammen, etwa ein Drittel habe bereits Kinder. „Sie haben schon Höhen und Tiefen erlebt – vieles, was eigentlich einer Ehe gleichkommt.“
Altersbeschränkung?
Jung zu heiraten ist heute unüblich und wird oft als Risiko gesehen. Ein Vorteil ist aber, dass die Persönlichkeiten noch nicht so ausgeprägt sind, weshalb es leichter ist, flexibel zu sein und sich gemeinsam zu entwickeln. Und die wichtigen Voraussetzungen für eine gelingende Ehe gelten sowieso für jedes Alter. Hier hat Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer eine Fülle von Tipps parat: Man sollte auf eigenen Füßen stehen, sich selber akzeptieren und mögen, nicht vom anderen erwarten, dass er alle Bedürfnisse erfüllt, und eine gemeinsame Einstellung zu Themen wie Geld, Kindererziehung oder Wohnort finden.
Überzeugt
Da ihre eigenen Eltern geschieden sind, ist Verena selbstverständlich bewusst, dass Ehen auch scheitern können. Sie sieht es aber als eine Art negatives Vorbild und versucht aus den Fehlern zu lernen. Zweifel an ihrer eigenen Beziehung hat Verena nicht: „Ich sehe mich in meiner Zukunft nur mit Matteo – es gibt keine Zukunft ohne ihn.“