Paris, 26.7.2016 (KAP/KNA) Zahlreiche Geistliche und Politiker in Frankreich und weltweit zeigten sich entsetzt über die brutale Geiselnahme, bei der ein französischer Priester während des Gottesdienstes ermordet wurde. Frankreichs Präsident Francois Hollande sprach am Dienstag von Verbindungen der Täter zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), ohne Details zu nennen. Bei einer Ansprache in Saint-Etienne-du-Rouvray am Mittag sicherte er allen Katholiken in Frankreich seine Rückendeckung zu. Zudem kündigte er an, am Mittwoch Vertreter aller Glaubensrichtungen treffen zu wollen.
Das Attentat habe alle Franzosen getroffen. Mehr denn je müsse die Nation nun zusammenstehen, so Hollande. Frankreich stehe dem Terror des "Islamischen Staates" gegenüber, der dem Land den Krieg erklärt habe. "Wir müssen diesen Krieg führen", so Hollande. Nicht nur die französische Nation sei vom Terrorismus getroffen, sondern auch Deutschland. Die Bedrohung sei und bleibe äußerst hoch.
Ministerpräsident Manuel Valls verurteilte über den Kurznachrichtendienst Twitter den "barbarischen Angriff". "Ganz Frankreich und alle Katholiken sind getroffen. Wir werden uns dagegen vereinen."
Ich weine zu Gott
Der Erzbischof der zuständigen Diözese Rouen, Dominique Lebrun, sprach von einem weiteren Blutbad, das tief betroffen mache. "Ich weine zu Gott - mit allen Menschen guten Willens", hieß es in einer am Dienstag in Krakau veröffentlichten Stellungnahme Lebruns. Er erinnerte zugleich daran, dass es für die katholische Kirche keine anderen Waffen als das Gebet und die Brüderlichkeit gebe. Lebrun, der sich zum Tatzeitpunkt auf dem Weltjugendtag in Krakau befand, kündigte an, noch bis zum Abend nach Frankreich zurückzukehren.
Der Bischof von Pontoise, Stanislas Lalanne, sagte France TV Info, die Kirche sei ein Ort des Friedens und der Brüderlichkeit. "Es ist nicht möglich, nicht akzeptabel im Namen Gottes zu töten", so Lalanne.//kathpress
München: Gedenken an die Opfer
Der Amoklauf eines 18-Jährigen, der am Freitagabend kurz vor 18 Uhr im Olympia-Einkaufszentrum neun Personen tötete und 27 verletzte, bevor er sich selbst umbrachte, hat Spuren hinterlassen. Nach einer Nacht im Ausnahmezustand ist die Stimmung in der Stadt auch am Sonntag noch gedämpft, die Polizei nach wie vor stark präsent. Vor der Mariensäule, wo mit Johannes Paul II. und Benedikt XVI. schon zwei Päpste beteten, liegen Blumen und brennen Kerzen. „Im Gedenken an die Opfer vom 22. 7. 2016“ ist auf einem Blatt zu lesen. In noch größeren Lettern steht dort: „Liebe ist stärker als Hass.“
Respekt
Als Bilderbuch-Paradies, wo Tradition, Frömmigkeit und Feiern zusammengehört, hätte sich die Weltstadt mit Herz an diesem Sonntag wieder präsentieren wollen. „500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot“ galt es zu feiern. Bayerische Brauereigespanne wären durch die Altstadt gezogen hin zum Odeonsplatz. Dort war am Freitagnachmittag das Festival des Bayerischen Brauerbunds eröffnet worden. Stände und Bierbänke standen einladend für Besucher übers Wochenende bereit. Doch wie alle anderen Festivitäten wurde auch diese abgesagt – aus Respekt vor den Opfern.
Was ist los mit dieser Welt?
Trotzdem stattgefunden hat der dazu angesetzte Gottesdienst im Alten Peter. Dafür hatten sich aus den fünf noch Bier brauenden bayerischen Klöstern Weltenburg, München und Andechs, Scheyern, Ettal und Mallersdorf deren Äbte und Vertreter eingefunden. Eigentlich sollte das Polizeiorchester die für Blasinstrumente geschriebene „Gambrinus-Messe“ spielen, stattdessen gab es eine ruhige lateinische Feier mit Orgel. „Ein frohes Fest hatte begonnen, doch dann hat sich vieles verändert“, sagt der Weltenburger Abt Thomas Maria Freihart. Nun gelte es den Schmerz vor Gott zu tragen.
In der Predigt spricht der Abt von München und Bonifaz, Johannes Eckert, aus, was viele Menschen umtreiben mag nach den Bildern aus Orlando, Nizza, der Türkei, Würzburg und nun München: „Was ist los mit dieser Welt?“ Er zitiert den vor 40 Jahren gestorbenen Münchner Kardinal Julius Döpfner (1913–1976): „Erst wenn wir uns dem Dunkel stellen, wird uns das Licht geschenkt.“ In diesem Vertrauen gelte es für die Opfer und Angehörigen, aber auch für den Täter und seine Familie zu beten, „weil wir ausnahmslos alle auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen sind“.
Einkehr
Am Samstagabend boten die Jesuiten eineinhalb Stunden der Einkehr mit Orgelmusik und meditativen Texten. „Vieles können wir nur schweigend verkraften“, sagte Pater Kern im Schein der Osterkerze. Hätten dies doch auch die vor der Kirche postierten Pegida-Leute an diesem Abend einmal getan.
Bombe bei Festivalgelände
In Ansbach in Bayern kam es am Sonntagabend zu einer weiteren schrecklichen Tat. Ein 27-jähriger Syrer hatte im Eingangsbereich eines Musikfestivals einen Sprengsatz zur Explosion gebracht. Der Mann starb, mindestens zwölf weitere Menschen wurden verletzt.
Papstgebet
Zum wiederholten Mal hat Papst Franziskus nach dem Angelusgebet auf dem Petersplatz der Opfer von Terror und Gewalt gedacht. „In diesen Stunden ist unsere Seele wieder durch traurige Nachrichten erschüttert, die im Zusammenhang mit beklagenswerten Terrorakten und Gewalt stehen, die Schmerz und Tod verursacht haben“, sagte der Papst am Sonntag. „Ich denke an die dramatischen Ereignisse in München und im afghanischen Kabul, wo viele unschuldige Menschen getötet wurden.“ Bericht: Barbara Just