Manche Kinder sitzen beim Lernen ruhig beim Schreibtisch. Andere liegen am Boden, gehen laut sprechend im Zimmer herum, schreiben Notizen oder zeichnen Skizzen. Kein Grund zur Unruhe für die Eltern. Der Grund für die unterschiedlichen Lerntechniken liegt einfach im individuellen Lerntypus.
Das menschliche Gehirn ist ständig damit beschäftigt, Informationen aus der Umwelt aufzunehmen. Prinzipiell stehen dafür fünf Sinneskanäle zur Verfügung: Optischer oder visueller Kanal (sehen), akustischer oder auditiver Kanal (hören), motorischer, kinästhetischer oder haptischer Kanal (fühlen), olfaktorischer Kanal (riechen) und gustatorischer Kanal (schmecken). Beim Lernen sind vor allem die drei erstgenannten Sinne aktiv. Aber niemand lernt nur mit einem einzigen Sinn, es sind immer Mischformen. Weit verbreitet ist etwa eine Verbindung aus optischem und akustischem Lerntyp.
Lerntyp feststellen
Audio-CDs für visuelle Lerntypen oder Karteikarten für auditive Kinder sind zwar gut gemeint, werden aber wahrscheinlich wenig Erfolg haben. Bevor Eltern also Hilfsmittel zum Lernen erwerben und anbieten, sollten sie ihr Kind beim Lernen einmal beobachten. Unterstreicht es die Überschriften bunt? Spielen Formen, Farben und Ordnung eine Rolle? Liebt das Kind Diskussionen und Geschichten? Oder werden neue Dinge gleich ausprobiert, verkostet, verarbeitet? Daraus ergeben sich schon viele Hinweise für die Eltern, wie ihr Kind den Lernstoff am besten aufnehmen und behalten kann. Hier kann man dann gezielt ansetzen und enstprechende Lerntipps (siehe Kasten unten) ausprobieren. Wer sich nicht ganz sicher ist, welchem Lerntyp das Kind am ehesten entspricht, kann auch Online-Tests zuhilfe nehmen. (www.veritas.at, www.durchstarten.at, www.stangl-taller.at)
Lernen lernen
„Wie lerne ich richtig?“, diese Frage stellt sich gerade bei Schulanfänger/innen. Dazu ein paar Tipps:
- Im Zimmer sollte genug Platz sein, Störquellen wie Lärm sind zu vermeiden.
- Das Wiederholen des Stoffes oder leichtere Inhalte stehen am Beginn. So hat das Gehirn Zeit, sich aufs Lernen einzustellen.
- Keine großen „Brocken“ lernen, sondern den Lernstoff in kleinere Portionen aufteilen.
- Wenn die Konzentration nachlässt, sollten Pausen zur bewussten Entspannung, etwa durch Atemübungen am offenen Fenster, eingelegt werden.
- Nach der erledigten Hausübung darf zur Motivation eine kleine Belohnung winken.
Der optische Lerntyp
Diese Kinder lernen am besten, wenn sie etwas sehen, betrachten, nach Farbe oder Größe sortieren, sich Bilder machen. Anschauliche Präsentationen prägen sich besonders gut ein. Von einem Vortrag ohne Bilder wird wenig im Gedächtnis bleiben. Geeignete Lernmethoden: Skizzen, Diagramme, Lernposter, Videos, Gedanken und Zusammenhänge notieren (Mind maps oder Cluster erstellen), Buntstifte zum Markieren, Lernkarteien (besonders für Vokabel).
Der akustische Lerntyp
Gehörtes bleibt am besten hängen, sei es ein Vortrag, eine Erklärung oder das eigene Vorsprechen des Lernstoffes.
Geeignete Lernmethoden: Einen Platz suchen, wo man laut lernen kann, Lern-CDs, Gespräche, Dialoge, Diskussionen, Geschichten hören und selbst erzählen, Musik und Klänge in Verbindung mit dem Lernstoff, Vorlesungen. Diese Kinder sprechen gerne rhytmisch, warum also nicht einen Lern-Rap auf den MP3 Player sprechen?
Der motorische Lerntyp
Diese Kinder brauchen ein Tun, eine selbst gemachte Erfahrung, ein selber Machen. Sie sitzen dabei nicht still, sondern sind in Bewegung. Viel selber Schreiben ist hilfreich.
Geeignete Lernmethoden: Stehen und Umhergehen beim Lernen, Anfassen und Hantieren mit Gegenständen, Experimentieren, Lernen in der Gruppe, Eselsbrücken, Lernkarten schreiben und sortieren. Auch selbst gemachte Plakate oder ein Kürzen von langen Texten sind wirksame Aktionen.