Betteln ist in der Linzer Innenstadt verboten. Doch professionelle Sammler dürfen um Spenden für Hilfsorganisationen werben und sind dabei manchmal ganz schön aufdringlich. Ein Unter Uns von KiZ-Redakteur Paul Stütz.
Ausgabe: 2016/34, Doppelmoral, Unter Uns, Betteln in Linz
23.08.2016 - Paul Stütz
Seit dem Frühjahr ist Betteln in der Linzer Innenstadt verboten. Die Vorschrift hat abschreckende Wirkung, es gibt kaum noch Bettler in der Gegend rund um die Landstraße. Die Armut wird damit nicht bekämpft, ist nur weniger sichtbar. Vernünftige politische Lösungen sehen anders aus. Auch wenn man fairerweise sagen muss, dass es in Linz auch Bettler gab, die wirklich sehr aufdringlich waren. Nicht in jedem Fall verfolgen die Behörden eine dermaßen harte Linie wie bei den Bettlern. Professionelle Sammler dürfen sich in großen Scharen in der Innenstadt positionieren und um Spenden für Hilfsorganisationen werben. Diesen Keilern genügt ein einmaliger Betrag in der Regel nicht, ein Dauerauftrag muss her. Es ist fast unmöglich, unbehelligt an ihnen vorbeizugehen, sie stellen sich in den Weg, lassen kaum einen Passanten in Ruhe. Würde ein Bettler das machen, hätte er (zu Recht) ein Problem mit der Polizei. Ein Rätsel ist mir, wieso eigentlich seriöse Organisationen auf diese Form der Werbung setzen. Bei der am Anfang der Laufzeit des Spenden-Dauerauftrags der Löwenanteil an den Keiler geht und nicht dem eigentlichen Zweck zugute kommt. Die liberale Haltung gegenüber den Keilern offenbart jedenfalls die Doppelmoral der Politik, die zuerst gegen die vorgeht, bei denen es am leichtesten ist.